CORONAKRISE WEITET SICH AUS

Spanien streicht alle Flüge nach Italien

Regierung will am Donnerstag Hilfen für die Wirtschaft beschließen - Sorgen um Tourismus

Spanien streicht alle Flüge nach Italien

ths Madrid – Die spanische Regierung hat drastische Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus beschlossen, nachdem die Zahl der Infizierten seit Wochenbeginn stark gestiegen ist. So werden sämtliche Flugverbindungen – rund 100 am Tag – nach Italien bis zum 25. März ausgesetzt und alle Veranstaltungen mit mehr als 1 000 Besuchern in den von der Epidemie am meisten betroffenen Regionen Madrid, La Rioja und Teilen des Baskenlandes untersagt. In diesen Zonen hatten die regionalen Behörden bereits am Montag die Schließung aller Schulen und Hochschulen für 14 Tage verfügt.Bis Dienstagnachmittag zählte man in Spanien mehr als 1 600 Corona-Infizierte, davon fast die Hälfte in der Hauptstadt und ihrem Umland. Es gab bis dato 35 Todesfälle. Die Regierung aus Sozialisten und der Linkspartei Unidas Podemos kündigte nach ihrer wöchentlichen Kabinettssitzung am Dienstag Sondermaßnahmen an, “damit die Unternehmen niemanden entlassen müssen”, so die Wirtschaftsministerin und Regierungssprecherin María Jesús Montero. Die Details will Ministerpräsident Pedro Sánchez am Donnerstag bei einem Treffen mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden klären.Besonders große Sorgen bereitet die für Spanien immens wichtige Tourismusbranche. “Wir müssen sehen, wie wir die fehlenden Einnahmen dieser Unternehmen auffangen können, denn in der Branche kann eine größere Zahl an Personen entlassen werden”, sagte die Ministerin. Der Tourismus macht in Spanien etwa 12 % der Wirtschaftsleistung aus und hat maßgeblich zum starken Rückgang der Arbeitslosigkeit beigetragen. Seit Jahren stieg die Zahl der ausländischen Besucher bis auf einen Rekord von knapp 85 Millionen Touristen im vergangenen Jahr. Begünstigt wurde Spanien lange von den politischen Krisen und der Terrorgefahr in Konkurrenzländern wie Ägypten, Tunesien oder der Türkei.Die Empfehlung der Behörden, dass die Unternehmen ihre Mitarbeiter wenn möglich von zuhause aus arbeiten lassen sollen, funktioniert in Hotels und Restaurants selbstredend nicht. Die Weltorganisation für Tourismus der Vereinten Nationen (UNWTO) revidierte vor wenigen Tagen ihre Prognose für dieses Jahr. Nachdem die UNWTO Mitte Februar noch an ihrer Wachstumserwartung von 4 % des internationalen Reiseverkehrs im laufenden Jahr festgehalten hatte, geht die Organisation mit Sitz in Madrid jetzt von einem Rückgang der Touristenzahlen um 1 bis 3 % aus.In Spanien sind zunächst die Geschäftsreisen stark zurückgegangen. Die meisten Hotels reagierten mit Sonderangeboten und haben zudem die Stornierungsgebühren gestrichen. “Das erste Szenarium ist Ostern. Danach sehen wir, was mit dem Sommer passiert”, erklärte die Staatssekretärin für Tourismus, Isabel Oliver, die sich vor Tagen trotz der Absage der Fachmesse ITB mit Reiseveranstaltern in Berlin traf.Das Maßnahmenpaket, das am Donnerstag mit den Tarifpartnern vereinbart werden soll, wird nach Aussagen von Wirtschaftsministerin Montero Steuererleichterungen und Senkungen der Sozialversicherungsbeiträge umfassen. Sánchez legt großen Wert auf eine Lösung mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern, nachdem das von Unidas Podemos geführte Arbeitsministerium letzte Woche ohne Absprache eine Anleitung zum Umgang mit dem Virus herausgebracht hatte, die in der Wirtschaft Verstimmung auslöste.