Starker Arbeitsmarkt beflügelt Wachstum

Spanien verzeichnet im Sommer neuen Rekord an Arbeitsstellen

Im dritten Quartal hatten in Spanien so viele Menschen einen bezahlten Job wie noch nie. Grund ist die starke Zuwanderung von Arbeitskräften.

Spanien verzeichnet im Sommer neuen Rekord an Arbeitsstellen

Spanien verzeichnet im Sommer Rekord an Arbeitsstellen

Vierteljährliche Erhebung deutet aber Abschwächung an

ths Madrid

Der spanische Arbeitsmarkt erweist sich als erstaunlich robust, auch wenn die Dynamik nachlässt. Im Sommerquartal entstanden in Spanien unterm Strich 138.300 neue Jobs, wie die vierteljährliche Erhebung EPA des Nationalen Statistikamt INE am Freitag ergab. Mit 21,82 Millionen haben so viele Menschen eine bezahlte Arbeit wie noch nie zuvor. Allerdings waren im dritten Quartal 2023 deutlich mehr zusätzliche Stellen entstanden als diesen Sommer. Auch im Jahresvergleich ging die Dynamik zurück.

Die Zahl der Arbeitslosen sank von Juli bis September gegenüber dem Vorjahreszeitraum um knapp 5% auf 2,75 Millionen Personen. Die Erwerbslosenquote ging leicht zurück auf 11,21%. Das ist fast das Doppelte des Durchschnitts in der Europäischen Union. Seit einigen Quartalen gibt es diesen Kontrast zwischen einem starken Anstieg der Beschäftigung und einem eher zaghaften Rückgang der Arbeitslosigkeit. Grund ist die Zuwanderung. Der Zuwachs an Stellen im Sommer ging ausschließlich auf Menschen mit ausländischer oder doppelter Staatsbürgerschaft zurück, die in Spanien einen Job fanden.

Tourismus boomt

Der Tourismusboom war in letzter Zeit eine der treibenden Kräfte des Arbeitsmarktes, doch ließ die Dynamik im September mit dem Ende der Hochsaison nach. Die meisten neuen Jobs (73.600) entstanden im Handel, gefolgt von der Transport- und Logistikbranche.

Die positive Entwicklung am Arbeitsmarkt ist die Basis für die konjunkturelle Dynamik in Spanien mit einem Anstieg des Bruttoinlandproduktes von 3,1% im zweiten Quartal. Der Tourismusboom − für 2024 wird ein neuer Rekord ausländischer Besucher erwartet − ist eine Erklärung. Aber auch die Exporte wuchsen zuletzt und der Konsum der Haushalte bleibt kräftig. Daher erhöhte der Internationale Währungsfonds diese Woche seine Prognose für Spanien für 2024 um einen halben Punkt auf 2,9% an. Im nächsten Jahr soll das BIP laut IWF 2,1% wachsen.

Debatte über Verkürzung der Arbeitszeit

Die EPA des dritten Quartals liefert der Linksregierung Argumente für die geplante Verkürzung der Wochenarbeitszeit von 40 auf 37,5 Stunden, über die gegenwärtig heftig debattiert wird. Die Arbeitgeberverbände verweisen auf die Vielzahl der kleinen Firmen, vor allem im Einzelhandel und der Gastronomie, die eine Kürzung der Arbeitszeiten ihrer Mitarbeit nicht einfach auffangen können. Für diese Fälle sieht die Regierung Direkthilfen, wie Abschläge bei den Sozialversicherungsbeiträgen, vor.

Für kommende Woche ist ein weiteres Treffen zwischen dem Arbeitsministerium, den Gewerkschaften und den Arbeitgeberverbänden geplant. Im Vorfeld setzte die Regierung den Unternehmensvertretern ein Ultimatum. „Sollten die Arbeitgeber zustimmen, wäre das für uns eine großartige Nachricht. Doch falls dies nicht möglich sein sollte, werden wir versuchen, zusammen mit den Gewerkschaften das Versprechen einer Verkürzung der Arbeitszeit durchzusetzen“, erklärte der Staatssekretär im Arbeitsministerium, Joaquín Pérez Rey.

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