ESI

Stimmung im Euroraum beruhigt sich

Im Mai hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum nach zwei Rückgängen stabilisiert. Die Umfrage der EU-Kommission zeigt zugleich eine leichte Entspannung beim immer noch hohen Preisdruck, gestiegene Beschäftigungspläne und eine geringere Unsicherheit.

Stimmung im Euroraum beruhigt sich

ba Frankfurt

Trotz der immer noch vorherrschenden Molltöne in der Industrie hat sich die Wirtschaftsstimmung im Euroraum im Mai stabilisiert. Die monatliche Umfrage der EU-Kommission zeigt zudem, dass der Preisdruck zwar immer noch spürbar ist, sich aber abschwächt und die Firmen großteils wieder mehr Personal einstellen wollen. Und auch die Unsicherheit, die mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine in die Höhe geschnellt ist, ist den zweiten Monat in Folge gesunken.

Der Economic Sentiment Indicator (ESI) ist im Mai um 0,1 auf 105,0 Punkte gestiegen (siehe Grafik). Ökonomen hatten nach zwei Rückgängen in Folge ein weiteres Minus auf 104,9 Zähler auf dem Zettel – der April-Wert war zunächst mit 105,0 Punkten gemeldet worden. Eine kräftigere Stimmungsverbesserung hat der erneute Rückgang des Industrieindikators verhindert. Dieser gab das dritte Mal in Folge nach – um 1,4 auf 6,3 Punkte. Der Industrie machen bereits seit langem die hohen Rohstoff- und Energiekosten sowie der Materialmangel zu schaffen – die Nöte wurden durch den Ukraine-Krieg verschärft und der Lieferkettenstress hat zudem durch die rigide chinesische Corona-politik zu­genommen. In Schanghai zeichnen sich zwar Lockerungsmaßnahmen ab, allein die Details sind teils noch unklar (siehe Bericht Seite 7). Im Einzelhandel trübte sich die Stimmung ebenfalls zum dritten Mal nacheinander, diesmal aber nur noch leicht um 0,1 auf −4,0 Punkte, ein. Die Dienstleister dürften hingegen weiter von den Lockerungen profitieren und auch bei den Konsumenten stieg die Laune. Hier bestätigte die EU-Kommission den vorläufigen Wert von −21,1 Punkten nach −22,0 im April. Damit ist das Verbrauchervertrauen aber weiter unter dem langjährigen Durchschnitt und noch nicht allzu weit von seinem Rekordtief entfernt, das zur Hochzeit der Corona-Pandemie im April 2020 mit −24,4 Punkten gemessen worden war. Berappelt hat sich auch die Stimmung im lange Zeit boomenden Bausektor: Im April hatte die Stimmung wegen steigender Kosten und des Materialmangels kräftige Einbußen erlitten, nun kletterte der Indikator um 0,2 auf 7,2 Zähler.

Dienstleister und Bau sind denn auch die Branchen, in denen sich die Beschäftigungsaussichten für die kommenden drei Monate verbessert haben, während sie in der Industrie nahezu unverändert geblieben sind. Auch die Einschätzung der Verbraucher, die allerdings nicht im Employment Expectations Indicator (EEI) berücksichtigt ist, zeigte sich unverändert. Insgesamt stieg der EEI um 0,3 auf 112,9 Punkte.

Entspannung bei den Preisen

Mit Blick auf die Verkaufspreis­erwartungen zeichnet sich in den Ergebnissen der monatlichen Kommissionsumfrage eine leichte Entspannung ab: Für den Einzelhandel wird zwar ein erneutes Rekordhoch verzeichnet, doch in allen anderen befragten Sektoren seien „die Preiserwartungen erstmals seit Dezember (Industrie/Bau) bzw. August (Dienstleistungen) des vergangenen Jahres deutlich zurückgegangen“. Die Einkaufsmanagerumfrage von S&P Global hatte zuletzt allerdings die zweithöchste je gemessene Rate bei der Steigerung der Verkaufs- bzw. Angebotspreise für Güter und Dienstleistungen ergeben.

Unter den größten Euro-Volkswirtschaften stieg der ESI vor allem in Spanien (+4,1 Punkte) deutlich an. Ein Plus verzeichneten aber auch Frankreich (+1,5), Italien (+0,8) und Deutschland (+0,2). Die Stimmung in den Niederlanden trübte sich hingegen ein (−1,2).