Streikchaos eskaliert in Großbritannien
hip London
In Großbritannien sind eine ganze Reihe von Tarifkonflikten in den vergangenen Tagen eskaliert. Beschäftigte von Subunternehmen blockierten im schottischen Grangemouth während eines wilden Streiks die Zufahrt zu einer Ineos-Raffinerie. Ähnliche Aktionen fanden vor der Humber-Raffinerie, die Phillips 66 gehört, und vor der Valero-Raffinerie in Milford Haven statt. Lokale Medien berichten, dass für die kommenden Tage allein in der nordenglischen Region Teesside zahlreiche weitere wilde Streiks geplant seien. Lokführer von Avanti West Coast verweigern Überstunden, was – neben zahlreichen Krankmeldungen – die Bahngesellschaft dazu zwang, die Zahl der Zugverbindungen zwischen London und Manchester drastisch zu reduzieren. In der vergangenen Woche hatte es bereits einen wilden Streik von nicht gewerkschaftlich organisierten Amazon-Lagerarbeitern an verschiedenen Standorten gegeben.
Die in der Gewerkschaft Unite organisierten Arbeiter des Containerhafens Felixstowe lehnten eine Lohnerhöhung von 7 % plus Sonderzahlung von 500 Pfund ab und wollen ab dem 21. August acht Tage streiken. Am Samstag beginnt bereits eine weitere Serie von Streiks im Bahnverkehr. Den Anfang machen die in der Gewerkschaft Aslef organisierten Lokführer. Ab Donnerstag dürfte der Schienenverkehr für mehrere Tage im Chaos versinken, wenn die Gewerkschaft RMT ihre Arbeitskampfmaßnahmen wiederaufnimmt. Am Freitag (19. August) wollen sich auch Londons Busfahrer anschließen.
Der Volkswirt Simon French von Panmure Gordon beziffert den zu erwartenden gesamtwirtschaftlichen Schaden durch die Bahnstreiks auf mehr als eine halbe Mrd. Pfund. „Alles, was wir wollen, ist eine Erhöhung im Einklang mit dem Anstieg der Lebenshaltungskosten“, sagte Aslef-Generalsekretär Mick Whelan. „An der rasanten Teuerung sind nicht die arbeitenden Menschen in diesem Land schuld, sondern diese Regierung und ihre Unfähigkeit im Umgang mit der britischen Wirtschaft.“ Tatsächlich gibt es viele Jobs im Bahnverkehr nur deshalb noch, weil ihn die Regierung während der Pandemie mit 16 Mrd. Pfund über die ohnehin üblichen Milliardenzuschüsse hinaus subventionierte.