Sentix-Konjunkturbarometer rutschen weltweit kräftig ab

Trump lehrt Börsianern das Fürchten

Die Konjunkturerwartungen der Börsianer sind in vielen Ländern nach den US-Zollankündigungen teilweise so stark abgerutscht wie noch nie in der Geschichte der Sentix-Umfragen. Viele sehen die USA bereits am Rande einer Rezession.

Trump lehrt Börsianern das Fürchten

Trump lehrt Börsianern das Fürchten

Sentix-Indizes rutschen nach den US-Zollankündigungen ab – Historischer Einbruch für Deutschland

ba Frankfurt

Die Konjunkturerwartungen der Börsianer sind in vielen Ländern nach den Zollankündigungen von US-Präsident Donald Trump so stark abgerutscht wie noch nie in der Geschichte der Sentix-Umfragen seit 2002. Die Finanzmarktakteure sehen die USA jetzt bereits am Rande einer Rezession.

Die Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump lehrt die Börsianer das Fürchten: Die Konjunkturindikatoren des Analysehauses Sentix sind im April nach den US-Zollankündigungen auf breiter Front abgerutscht. Die Umfrage unter 1.127 Investoren wurde zwischen dem 3. und 5. April erhoben und zeigt damit als erstes Frühbarometer die Reaktionen auf Trumps Zoll-Ankündigung am „Liberation Day“, dem 2. April. Die ebenfalls umfragebasierten Indikatoren wie der Einkaufsmanagerindex oder das Ifo-Geschäftsklima, die erst später in diesem Monat anstehen, dürften gleichfalls einen Teil der in den vergangenen Monaten gezeigten Erholung einbüßen.

„Trumps Zollhammer schickt die Sentix-Konjunkturindizes global in den Keller“, erklärte Sentix-Geschäftsführer Patrick Hussy. „Der Zoll-Schock schürt globale Rezessionsängste.“ Die Indikatoren für die Weltwirtschaft, Asien und Lateinamerika sowie Deutschland brachen dabei so kräftig ein wie nie in der seit 2002 währenden Umfragegeschichte. Für Euroland, Mittel- und Osteuropa ergab sich der zweitkräftigste je gemessene Einbruch und der drittstärkste für die USA.

Zweitstärkster Einbruch

Der Gesamtindex für Euroland fiel um 16,7 auf –19,5 Punkte. Dies ist der niedrigste Wert seit Oktober 2023. Insbesondere die Konjunkturerwartungen brachen ein: um 33,8 auf –15,8 Zähler. Einen stärkeren Rücksetzer gab es nur nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine. Der Lageindikator gab um 1,5 auf –23,3 Punkte nach. „Die Euphorie für die Wirtschaft in Deutschland/EU aus dem Vormonat ist verflogen“, erklärte Hussy. Im März seien die Konjunkturhoffnungen nach den geplanten Super-Schulden in Deutschland und in Euroland durch die Decke gegangen: Mit massiven schuldenfinanzierten Investitionen in Rüstungsgüter sollte die europäische Wirtschaft wieder durchstarten.

Die jüngsten Hoffnungen ruhten Hussy zufolge „zuletzt wesentlich auf Deutschland“. Doch treffe der Zollhammer auf eine „Altregierung in Abwicklung“, während sich eine geplante Neuregierung aus CDU/CSU und SPD zunehmend schwertun würde, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen und sich zu formieren. „In Summe verpufft dieser Hoffnungsimpuls im Zuge des Zollkrieges.“ Die Konjunkturerwartungen brachen um 36,3 auf –15,8 Punkte ein, die Lagekomponente war mit –39,0 nach –40,5 Punkten unverändert rezessiv. Der Gesamtindex brach um 15,3 auf –27,8 Zähler ein.

„USA stehen vor Rezession“

Der Gesamtindex für die USA fiel um 17,3 auf –22,0 Punkte auf den niedrigsten Wert seit Juni 2020, also während der Corona-Pandemie. Dabei brach das Teilbarometer für die Konjunkturerwartungen auf den tiefsten Stand seit der Lehman-Pleite im Oktober 2008 ein. „Im April 2025 steht die US-Wirtschaft nun faktisch vor einer Rezession“, betonte Hussy.

Viele Unternehmen, die Umsatz- und Ertragseinbußen haben werden, dürften Mitarbeiter entlassen, und die Arbeitslosigkeit dürfte entsprechend ansteigen. Zugleich müssten die Preise in den USA steigen, „denn die Importgüter werden teurer oder kommen erst gar nicht mehr ins Land, weil es sich für die Lieferanten nicht mehr rechnet“ – was ebenfalls zu steigenden Preisen führe. Zudem würden sich die Zolleffekte gleich mehrfach bemerkbar machen, da sie nicht nur auf importierte Fertigprodukte, sondern auch auf Teile gelten, die in den USA weiterverarbeitet werden. Auch die von Zöllen zunächst nicht betroffenen Wirtschaftsbereiche würden negativ beeinflusst wie der Kreditbereich. „Die massive Verschuldung von weiten Teilen der ‚privatwirtschaftlichen USA‘, also von Konsumenten und Unternehmen, könnte im Falle einer Rezession dann die Frage nach der Solvenz einiger der US-Schuldner aufwerfen“, mahnte Hussy.

Weltbarometer auf Coronaniveau

Der Sentix Konjunkturindex Welt gab um 16,6 auf –12 Punkte nach, das ist der tiefste Stand seit November 2022. Und auch in Japan und Asien ex Japan (China) fielen die Indexstände der Sentix-Konjunkturbarometer deutlich zurück, allen voran die Erwartungskomponenten.

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