KommentarSuper Tuesday

Durchmarsch offenbart auch Trumps Schwächen

Nach Donald Trumps Durchmarsch am Super Tuesday hält er gute Karten mit Blick auf das Rennen gegen Präsident Joe Biden. Dennoch haben die Vorwahlen Schwachstellen bloßgelegt, die Trump noch zum Verhängnis werden könnten.

Durchmarsch offenbart auch Trumps Schwächen

Kommentar

Warnsignale für Trump

Von Peter De Thier

Nikki Haley hat tapfer gekämpft und sich gegen die mächtige Maschinerie der MAGA-Bewegung (Make America Great Again) aufgelehnt. Nach einer Serie von deutlichen Niederlagen bei den Vorwahlen am Super Tuesday hat sie aber die Konsequenzen gezogen und ihren Ausstieg aus dem republikanischen Rennen um die US-Präsidentschaft verkündet. Gleichwohl hat die Republikanerin, die mit 52 Jahren jung genug ist, um die Tochter des Spitzenkandidaten Donald Trump zu sein, Weichen für ihre eigene Zukunft gestellt. Haley hat alle Chancen, in vier Jahren ein weiteres Mal anzutreten und sich erfolgreich um die Nominierung zu bewerben.   

Damit hat Trump für die laufende Präsidentschaftskampagne freie Bahn, kann sich nun auf das Duell mit seinem Nachfolger Joe Biden konzentrieren und scheint acht Monate vor der Wahl gute Karten zu haben. In fast allen Umfragen hat der frühere Präsident die Nase vorn. Die Folgeerscheinungen der Inflation, nämlich andauernd hohe Preise, kreiden die Wähler Biden an. Die Pattsituation im Repräsentantenhaus, das weder bereit ist, ein Haushaltsgesetz noch eine Einwanderungsreform oder Hilfe für die Ukraine zu bewilligen, haben die Republikaner auf dem Gewissen. Gleichwohl spielt sich das Chaos unter der Ägide des Präsidenten Biden ab. Folglich geben viele undifferenzierte Wähler dem Demokraten allein deswegen die Schuld an der politischen Dysfunktionalität in Washington, weil er nun mal im Chefsessel des Weißen Hauses sitzt. Diese Erscheinung hatte der ehemalige Präsident Harry Truman mit dem Spruch „The buck stops here“ beschrieben, anders ausgedrückt: Die Verantwortung endet hier, nämlich beim Präsidenten.

Die Schwachstellen Trumps

Wegen Bidens mangelnder Popularität und der Sorgen um sein Alter zu glauben, dass Trump es bei der Wahl im November leicht haben wird, wäre aber ein Trugschluss. Schließlich hat der Super Tuesday zugleich mehrere Schwachstellen bloßgelegt. Viele Republikaner, die 2016 und 2020 für Trump stimmten, durchschauen den Unternehmer nämlich mittlerweile als Betrüger, Hochstapler, Lügner und vor allem eine Gefahr für die Demokratie sowie die nationale Sicherheit. Die Lüge einer gestohlenen Wahl glauben sie ebenso wenig wie die unsinnige Behauptung, dass jedes Strafverfahren und jeder Zivilprozess gegen ihn jeder Rechtsgrundlage entbehrt und allein politisch motiviert sein soll. 

Aus Protest entschieden sie sich diesmal für Haley, die in mehreren Staaten einen bedeutenden Anteil der republikanischen Wähler für sich gewinnen konnte. Diese Wechselwähler wollen von Trump nichts mehr wissen. Es handelt sich um Wählerinnen, die Trumps Position zu Abtreibungsrechten geißeln, um gebildete Bürger, die die Gefahren seines Isolationismus erkennen, und schlichtweg anständige Menschen, die genug von der Korruption und Verlogenheit haben. Diese werden entweder der Wahl fernbleiben oder Biden ihre Stimme schenken. In einem knappen Rennen, das unausweichlich erscheint, könnten die Wechselwähler in den „Swing States“ den Ausschlag zugunsten des amtierenden Präsidenten geben. 

Einen analytischen Bericht zu den Vorwahlen in den USA am Super Tuesday gibt es hier.

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