Großbritannien

Truss will Energiekrise an der Wurzel anpacken

Großbritanniens neue Premierministerin hat angekündigt, die der Energiekrise zugrunde liegenden Probleme an der Wurzel anzupacken. Das Land sei zu anfällig für Verwerfungen an den globalen Märkten.

Truss will Energiekrise an der Wurzel anpacken

hip London

Die neue britische Premierministerin Liz Truss hat auf der ersten Sitzung ihres neuen Kabinetts angekündigt, die der aktuellen Energiekrise zugrunde liegenden Probleme an der Wurzel anzupacken. „Sie sagte, dass das Vereinigte Königreich Ausschlägen der globalen Energiepreise zu stark ausgesetzt sei“, wird ihr Sprecher vom „Telegraph“ zitiert. „Und dass eine grundlegende Reform nötig ist, um uns davor zu schützen, dass sich das wiederholt.“ Zugleich habe sie unmittelbare Schritte angekündigt, um das Problem mit den rasant steigenden Energierechnungen zu lösen und die künftige Energieversorgung zu sichern. Am Donnerstag will sie ihre Maßnahmen dazu vorstellen. Dem gingen dem Vernehmen nach Gespräche zwischen Wirtschaftsminister Jacob Rees-Mogg und Vertretern der Energiebranche voraus. Die bestehende Steuer auf Zufallsgewinne der Öl- und Gasbranche werde nicht wieder abgeschafft, hieß es aus 10 Downing Street. Allerdings werde es keine weiteren neuen Steuern dieser Art geben.

Das Pfund fiel derweil gegen den Dollar auf den tiefsten Stand seit 1985, als die Steuersenkungen von Ronald Reagan der US-Währung Flügel verliehen. Am Vortag hatte der Kurs der britischen Währung noch positiv auf den Amtsantritt von Truss reagiert.

Geldpolitiker der Bank of England sendeten gemischte Signale, was die weitere Entwicklung der Leitzinsen angeht. „Abhängig davon, dass die Energiepreise weiterhin hoch bleiben, und von der angekündigten Fiskalpolitik, werden die Auswirkungen des Rückgangs der Realeinkommen auf die Ausgaben die Wirtschaft in eine Rezession treiben“, sagte Silvana Tenreyro, die im vergangenen Monat als einziges Mitglied des geldpolitischen Komitees der Bank of England für einen kleineren Zinsschritt gestimmt hatte. „Wir werden den Großteil der Auswirkungen der wesentlichen Straffung der Geldpolitik, die bereits erfolgt ist, erst noch sehen.“ Die Notenbank hatte bereits im August vor einer Rezession gewarnt. Kleinere Zinsschritte ermöglichten eine Reaktion auf die verzögerten Auswirkungen der Geldpolitik auf die Nachfrage und den Arbeitsmarkt, argumentierte Tenreyro. Ihre Kollegin Catherine Mann äußerte sich dagegen eher „hawkish“. Eine Reihe von größeren Schritten zu Beginn eröffne die Möglichkeit, zwischendurch zu pausieren, „oder sogar für eine Umkehr, Letztere abhängig davon, wie sich Inflation und Nachfrage im Verhältnis zum Angebot entwickeln“.

Andrew Bailey, der Gouverneur der Notenbank, verteidigte unterdessen vor dem Finanzausschuss des Unterhauses das Inflationsziel der Bank of England. Was sich derzeit abspiele, sei zweifellos der größte Schock seit dessen Einführung, sagte er. „Aber das legt nicht nahe, dass das Regime gescheitert ist“, betonte er. Es müsse vielmehr seine Arbeit tun und auf einen viel größeren Schock reagieren. „Und wir sind zuversichtlich, dass es das tun wird“, fügte er hinzu. Der neue Schatzkanzler Kwasi Kwarteng hatte ihm zuvor versichert, dass die Regierung an ihrem Bekenntnis zur Unabhängigkeit der Bank of England und ihrem geldpolitischen Mandat festhalten wird. „Der Schatzkanzler und der Gouverneur stimmten darin überein, dass es für die Bewältigung der Krise bei den Lebenshaltungskosten von zentraler Bedeutung ist, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen“, hieß es aus dem Schatzamt.

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