Wirtschaftskrise

Türkische Inflation steigt auf mehr als 17 Prozent

Die Inflation in der Türkei hat im Juni deutlich angezogen – was die Aussichten auf eine baldige Senkung der Leitzinsen durch die türkische Notenbank wohl sinken lässt. Im Jahresvergleich seien die Verbraucherpreise um 17,5% gestiegen, teilte das...

Türkische Inflation steigt auf mehr als 17 Prozent

dpa-afx/BZ Istanbul/Frankfurt

Die Inflation in der Türkei hat im Juni deutlich angezogen – was die Aussichten auf eine baldige Senkung der Leitzinsen durch die türkische Notenbank wohl sinken lässt. Im Jahresvergleich seien die Verbraucherpreise um 17,5% gestiegen, teilte das türkische Statistikamt am Montag mit. Im Mai hatte die Jahresinflationsrate bei 16,6% gelegen. Volkswirte hatten lediglich mit einem Anstieg auf 16,8% gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise im Juni um 1,9%.

Getrieben wurde der Anstieg vor allem durch steigende Lebensmittelpreise. Lebensmittel waren im Vergleich zum Vorjahresmonat im Schnitt 20,0% teurer. Im Mai hatte der Anstieg noch bei 17,0% gelegen. Die Erzeugerpreise der Unternehmen stiegen im Juni sogar um 42,9%. Die steigenden Herstellungskosten der Unternehmen dürften zeitverzögert auch auf die Verbraucherpreise durchschlagen.

Der niedrige Kurs der türkischen Lira verteuert die Einfuhren, gleichzeitig steigen weltweit die Rohstoffpreise. Der Inflationsdruck dürfte also hoch bleiben. Das Land steckt in einer wirtschaftlich schwierigen Lage, die sich auch in hoher Arbeitslosigkeit niederschlägt – auch wenn die Regierung zuletzt die Coronabeschränkungen angesichts sinkender Neuinfektionen gelockert hat.

Mit der gestiegenen Inflation sind die Aussichten auf eine baldige Senkung der Leitzinsen durch die türkische Notenbank wohl gesunken. Derzeit liegt der Leitzins bei 19,0%. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich immer wieder für Zinssenkungen ausgesprochen und mit Personalwechseln an der Spitze der Notenbank Druck auf die Notenbank ausgeübt.

Mitte März hatte Erdogan überraschend Notenbankchef Naci Agbal entlassen, der den türkischen Leitzins im Kampf gegen die Inflation und den Verfall der Landeswährung Lira um 200 Basispunkte erhöht hatte, und durch Sahap Kavcioglu ersetzt – einen vehementen Gegner einer straffen Geldpolitik. Erdogan vertritt die unkonventionelle These, dass hohe Zinsen zu hoher Inflation führen. Die verbreitete Sichtweise besagt das genaue Gegenteil. Kavcioglu ist bereits der vierte Zentralbankchef seit 2018.

Seit Ende 2019 legt die Inflationsrate tendenziell zu. In diesem Zeitraum hat sich die Rate ausgehend von etwa 8% mehr als verdoppelt. Die Notenbank strebt auf mittlere Sicht eine Inflationsrate von 5% an.