Geldpolitik

Türkische Inflation steigt unaufhörlich

Inzwischen steuert die Inflationsrate in der Türkei auf die Marke von 20% zu, nachdem Notenbank und unabhängige Beobachter ursprünglich im Frühsommer mit einem Höhepunkt gerechnet hatten.

Türkische Inflation steigt unaufhörlich

rec Frankfurt

In der Türkei ziehen die Verbraucherpreise ununterbrochen an. Inzwischen steuert die Inflationsrate auf die Marke von 20% zu, nachdem die Notenbank und unabhängige Beobachter ursprünglich im Frühsommer mit einem Höhepunkt gerechnet hatten. Im Juli seien die Verbraucherpreise auf Sicht von zwölf Monaten um 18,95% gestiegen, teilte das türkische Statistikamt am Dienstag mit. Im Juni hatte die Inflationsrate 17,5% und im Mai 16,6% betragen.

Somit nähert sich die Inflation in der Türkei dem Niveau von vor zweieinhalb Jahren (siehe Grafik), worauf die Zentralbank mit Leitzinserhöhungen auf zwischenzeitlich 24% reagierte. Momentan liegt der Leitzins bei 19%. Zinserhöhungen, um die Verbraucherpreise in Schach zu halten und die Lira zu stabilisieren, gelten in der momentanen Situation gleichwohl als unwahrscheinlich. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hat sich selbst als Zinsfeind bezeichnet und in der Vergangenheit immer wieder auf Zinssenkungen gepocht, ungeachtet steigender Verbraucherpreise. Im Frühjahr installierte er seinen Gefolgsmann Sahap Kavcioglu an der Spitze der Notenbank. Der nächste Zinsentscheid steht am 12. August an.

Die Währungshüter selbst mussten inzwischen eingestehen, dass ihre bisherigen Inflationserwartungen nicht zu halten sein dürften. Sie rechnen zum Ende dieses Jahres nun mit einer Rate von 14,1%. Den neuen Projektionen zufolge dürfte die Teuerung erst in etwa einem Jahr Kurs auf einstellige Raten nehmen. Marktbasierten Indikatoren ist zu entnehmen, dass Finanzmarktteilnehmer auf Jahre hinaus mit zweistelligen Inflationsraten rechnen.

Volkswirte wurden von der Stärke des Preissprungs im Juli überrascht. Sie hatten nur mit einer Inflationsrate von 18,6% gerechnet. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Verbraucherpreise um 1,8%. Getrieben wurde der Anstieg vor allem durch steigende Lebensmittelpreise. Lebensmittel waren im Juli im Schnitt 24,9% teurer als vor einem Jahr. Im Juni hatte der Anstieg noch bei 20% gelegen und im Mai bei 17%. Die Erzeugerpreise der Unternehmen stiegen im Juli sogar um 44,9%. Die steigenden Herstellungskosten der Unternehmen dürften mit einiger Verzögerung auf die allgemeinen Verbraucherpreise durchschlagen. Der niedrige Kurs der Lira verteuert die Einfuhren, gleichzeitig steigen seit geraumer Zeit weltweit die Rohstoffpreise, was der Türkei als Nettoimporteur gesamtwirtschaftlich zusetzt. Der Inflationsdruck dürfte also hoch bleiben.