Digitaler Euro

„Unnötiger Eingriff in den Markt“

Sparkassenpräsident Ulrich Reuter kritisiert das aktuelle Konzept des digitalen Euro. Das Projekt drohe zu einem Wettbewerbsnachteil für europäische Banken zu werden, mahnt er im Interview der Börsen-Zeitung. Auch die Genossenschaftsbanken halten sich mit Kritik nicht zurück.

„Unnötiger Eingriff in den Markt“

„Unnötiger Eingriff in den Markt“

Sparkassenpräsident Reuter hält digitalen Euro für Innovationsbremse

mpi/bg Frankfurt

Der digitale Euro droht zu einem Wettbewerbsnachteil für europäische Banken zu werden, kritisiert Ulrich Reuter im Interview der Börsen-Zeitung. „So wie der digitale Euro jetzt ausgelegt ist, würde die Umsetzung so viele Ressourcen in der IT verbrauchen, dass in unserer Finanzbranche kaum noch technische Innovationen möglich wären“, sagt der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands (DSGV). Internationale Wettbewerber, die weniger mit dem digitalen Euro zu tun hätten, seien durch die Pläne der EZB bevorteilt.

Kritik am Zahlungsverkehrssystem der EZB

Doch das ist nicht der einzige Kritikpunkt, den Reuter äußert. Er hält es zwar für nachvollziehbar, dass die EZB an einem digitalen Zentralbankgeld arbeitet, nicht aber, dass sie auch ein dazugehöriges „quasistaatliches digitales Zahlungsverkehrssystem“ einführen will. „Das wäre ein unnötiger Eingriff in einen funktionierenden Markt.“ Reuter hält es für schwierig, dass die EZB als Währungs- und Bankenaufsicht aktiv die Bankeninfrastruktur gestalten will. Der 62-Jährige wünscht sich eine bessere Kooperation zwischen der Notenbank und den Finanzinstituten. „Hier brauchen wir zwischen Marktteilnehmern und der EZB ein gemeinsames Verständnis.“

Zudem sieht Reuter bislang noch keinen echten Nutzen für die Bevölkerung durch den digitalen Euro im Vergleich zu bestehenden Zahlungsmitteln. Demnach fehle es den Verbrauchern derzeit am Bedarf, den digitalen Euro nach einer möglichen Einführung auch zu verwenden.

Auch BVR hadert mit Design des digitalen Euro

Dabei sind die Sparkassen nicht die einzigen, die mit dem Design des digitalen Euro hadern. Auch BVR-Präsidentin Marija Kolak wehrt sich gegen die Bestrebungen der EZB, für die Abwicklung des digitalen Euro eine eigene Zahlungsverkehrsinfrastruktur aufzubauen. Grundsätzlich befürworten die Kreditgenossen aber eine Modernisierung der Payment-Infrastruktur. Ende November können sich Kolak und EZB-Chefin Christine Lagarde auch direkt darüber austauschen. Denn dann findet auf Einladung des EACB (European Association of Co-operative Banks) ein Treffen mit EZB-Vertretern in Brüssel statt, wo in verschiedenen „Arbeitspaketen“ ein Dialog stattfindet. Aus Sicht der Kreditgenossen soll der digitale Euro wie Bargeld funktionieren, die EZB also kein eigenes System („scheme“) in die Wertschöpfungskette der Banken hinein aufbauen.

Zudem legt der BVR Wert darauf, dass die Notenbank berücksichtigt, welche Auswirkungen ein digitaler Euro auf die durch Einlagen refinanzierten Institute haben kann – vor allem, da Liquiditätsvorschriften weiter verschärft werden sollen, so ein Sprecher. Es brauche eine Studie zu diesen Auswirkungen. Die Schaffung einer Wholesale CBDC für den Interbanken-Zahlungsverkehr unterstützt der BVR. Die sogenannten EZB-Trials dazu laufen im November aus – und die Banken aus allen Sektoren haben schon deutlich gemacht, dass sie die Tests gerne fortführen möchten.


Das Interview im Volltext

Im Interview Seite 7

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