DIHK-Umfrage

Unternehmen starten etwas pessimistischer ins Jahr

In der DIHK-Umfrage zu Jahresbeginn zeigten sich die Unternehmen pessimistischer. Von der Politik erwartet der Verband unter anderem, dass die „Superabschreibungen“ jetzt kommen – mit einfachen, schnell umsetzbaren Regeln.

Unternehmen starten etwas pessimistischer ins Jahr

ba Frankfurt

Die deutschen Unternehmen zeigen sich zu Jahresbeginn zwar etwas pessimistischer mit Blick auf das eben begonnene Jahr, die Grundstimmung allerdings ist weiter „vorsichtig optimistisch“. Die knapp 28000 vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befragten Unternehmen beurteilten sowohl die aktuelle Lage als auch den Ausblick negativer als vor dem Jahreswechsel, und auch die Finanzlage hat sich verschlechtert. Der DIHK senkte daher die Wachstumsprognose für 2022 auf 3,0% von zuvor 3,6%. Die EU-Kommission hingegen hat ihre Prognose am Donnerstag auf 3,6% revidiert – die Brüsseler Behörde hatte allerdings zuvor ein Plus des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 4,6% erwartet. 2021 hatte das BIP um 2,8% zugelegt. Die Inflation wird mit 3,5% nach 3,1% im Jahr 2021 erwartet, die Exporte sollten um 6,0% nach 9,4% zulegen.

„Die Wirtschaft hält die Luft an“, kommentierte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben das Umfrageergebnis – ihr gehe aber nicht die Luft aus. Die geringeren Erwartungen seien Folge des schwächer als prognostiziert ausgefallenen Schlussquartals 2021, in dem das BIP um 0,7% gesunken war. Zur Jahresmitte dürfte das BIP das Vorkrisenniveau aber wieder erreichen.

Industrie leidet am meisten

Als Belastungsfaktor neben der Coronakrise benennt Wansleben die Lieferengpässe. Über alle Branchen hinweg gaben 36% der Befragten an, in erheblichem Umfang betroffen zu sein, 32% berichteten über einen mittleren Umfang. Innerhalb der Wirtschaftszweige war die Betroffenheit in der Industrie am größten – mit 84%. In Handel und Bau gaben 83 bzw. 78% der Unternehmen an, in mittlerem oder erheblichem Umfang betroffen zu sein. Fast neun von zehn Unternehmen erwarten eine Entspannung frühestens in der zweiten Jahreshälfte – oder wagten gleich gar keine Prognose. Ein ähnliches Ergebnis zeigen auch die Umfragen der EU-Kommission – diese zeigen, dass sich im Januar die Probleme verschärft haben. Im Euroraum seien die Material- und Ausrüstungsengpässe im verarbeitenden Gewerbe am größten, während die Dienstleister besonders vom Arbeitskräftemangel betroffen waren. In der Baubranche fehlte es sowohl an Material und Ausrüstung als auch an Fachkräften, wie das Sonderkapitel der Winterprognose ergab. Wobei im EU-weiten­ Vergleich das hiesige Baugewerbe in geringerem Maße betroffen war, während das deutsche verarbeitende Gewerbe besonders häufig unter Engpässen litt, wie die EU-Kommission­ mitteilte.

Der Fachkräftemangel ist Wansleben zufolge mittlerweile wieder eines der wichtigsten Geschäftsrisiken, Platz Nummer 1 aber seien die steigenden Rohstoff- und Energiekosten.

Am wichtigsten, sagte Wansleben mit Blick auf die Ampel-Koalitionäre, wäre es, „dass es endlich losgeht“ im Sinne der Überschrift „Aufbruch“ des Koalitionsvertrags. Als Erstes forderte er „Superabschreibung jetzt“ – das Gute daran sei, „dass sie nur greifen, wenn die Unternehmen wirklich investieren“. Dabei müssten die Regeln einfach sein, schnell zu praktizieren und in Unternehmen sofort Klarheit schaffen, um so einen guten Impuls zu setzen. Die Superabschreibungen sollen 2022 und 2023 Investitionen in Klimaschutz und Digitalisierung forcieren. In der DIHK-Umfrage zeigten sich die Unternehmen mit ihren Investitionsplänen aber abwartend. Zudem sei „der Zeitpunkt selten so glücklich, um jetzt sehr schnell die EEG-Umlage und die Stromsteuer abzuschaffen“.

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