Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW)

Unternehmer fordern Verbände zur Abgrenzung von der AfD auf

Eigentlich äußern sich Unternehmen und ihre Interessensvertreter nicht zu parteipolitischen Themen. Für Äußerungen über die AfD sollte das aber nicht gelten, fordert eine Mehrheit der Firmen bei einer Umfrage des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW).

Unternehmer fordern Verbände zur Abgrenzung von der AfD auf

Unternehmer fordern Verbände zur Abgrenzung von der AfD auf

IW: Rund jede zweite Firma will sich politisch positionieren

mpi Frankfurt

Mehr als die Hälfte der Unternehmen in Deutschland möchte, dass ihre Interessensvertreter wie Verbände, Innungen und Kammern Haltung gegenüber der AfD zeigen. Dies geht aus einer Befragung des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) hervor. Eigentlich vermeiden Unternehmen und ihre Interessenvertreter parteipolitische Stellungnahmen, da sie darin ein wirtschaftliches Risiko sehen. So können zum Beispiel Unternehmen damit andersdenkende Arbeitnehmer oder Kunden verprellen sowie Verbände, Innungen und Kammern ihre Mitglieder.

Sonderfall AfD

Die AfD sei jedoch ein Sonderfall. „Für viele Unternehmen wiegen die Sorgen vor dieser Partei schwerer als das Risiko, sich politisch zu äußern“, sagt IW-Demokratieexperte und Studienautor Matthias Diermeier. „Die Radikalisierung der AfD ist der Grund für das Ende der parteipolitischen Abstinenz von Unternehmen. Denn anders als andere Parteien vergiftet sie die politische Kultur und untergräbt die freiheitlich-demokratische Grundordnung.“ Mit ihrer Fundamentalkritik an der EU, an Zuwanderung und an jeder Form der Klimapolitik stelle sie zudem das deutsche Geschäftsmodell infrage.

Weniger Zustimmung im Osten

Leichte Unterschiede in der Haltung gibt es zwischen ost- und westdeutschen Firmen. Während im Westen 58% möchten, dass ihre Interessensvertreter Flagge gegen die AfD zeigen, sind es im Osten 51%. Auch bei der Frage, ob sich Unternehmen selber abseits von der Wirtschaftspolitik politisch äußern sollen, gibt es eine größere Zustimmung in den alten Bundesländern. Hier möchten dies laut der Umfrage 51%, in den neuen Bundesländern sind es 42%. Zudem ist jedes vierte Unternehmen in Ostdeutschland der Meinung, dass sich Firmen überhaupt nicht zur AfD äußern sollen. Im Westen vertritt nur jeder Achte diese Ansicht.

Laut der IW-Untersuchung hat sich im Vorfeld der Europawahl und den Landtagswahlen in Ostdeutschland fast jedes zweite westdeutsche und mehr als jedes vierte ostdeutsche Unternehmen öffentlich gegen die AfD positioniert.


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