US-Inflation

US-Erzeugerpreise heizen Fed-Spekulationen an

Im Mai haben in den USA die Preise auf Produzentenebene wieder stark zugelegt und liefern der Notenbank ein weiteres Argument, um die Zügel noch straffer zu ziehen. Mittlerweile ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Fed den Leitzins um 75 Basispunkte anhebt.

US-Erzeugerpreise heizen Fed-Spekulationen an

det Washington

Die US-Erzeugerpreise haben im Mai wieder kräftig zugelegt und könnten der Notenbank ein weiteres Argument dafür liefern, stärker an der Zinsschraube zu drehen, als bisher erwartet worden war. Inzwischen mehren sich nämlich die Anzeichen dafür, dass die Fed am Mittwoch eine Anhebung des Leitzinses um 75 Basispunkte bekanntgeben könnte. Ausgelöst wurden die Spekulationen durch eine Analyse im „Wall Street Journal“, in der es hieß, dass Notenbankchef Jerome Powell mit einer stärker als erwartet ausfallenden Straffung die „Märkte überraschen könnte“.

Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, zogen die Preise auf Produzentenebene um 0,8% an, also doppelt so stark wie im April, als ein Plus von 0,4% gemessen wurde. Im Vorjahresvergleich legten die Preise um 10,8% zu. Im April hatten sich Waren um 10,9% und im März um 11,5% verteuert, welches die stärkste Zuwachsrate seit Beginn der Erhebungen war.

Energiekosten treiben Preise

Der Preisauftrieb im Mai ließ sich vorwiegend auf Waren zurückführen, die zwei Drittel der Steigerungen ausmachten. Davon entfielen wiederum 70% auf Energieprodukte. Energie war um 5,0% teurer als im Vormonat, während die Lebensmittelpreise unverändert blieben. Die Kernrate, die neben Energie und Lebensmitteln auch Handelsleistungen ausklammert, kletterte um 0,5% und auf Jahressicht um 6,8%. Auch dort war mit einem Plus von 7,1% im März der höchste je gemessene Stand ermittelt worden.

Die Erzeugerpreise reihen sich damit in eine lange Serie von Daten ein, welche die Fed bewogen haben könnten, ihren geldpolitischen Kurs nun weiter verschärfen zu wollen. Im Mai hatte Powell noch gesagt, dass eine Erhöhung des Tagesgeldsatzes um 75 Basispunkte nicht zur Debatte stehe. Dann meldete das BLS aber einen Anstieg der Verbraucherpreise im Mai um 8,6%, welches die stärkste Zunahme seit 1981 war. Zuvor hatte das Handelsministerium be­richtet, dass der PCE-Index, der bevorzugte Indikator der Fed, im April um 6,3% und an der Kernrate gemessen um 4,9% gestiegen war. Die Zahlen für Mai werden Ende dieses Monats veröffentlicht. Analysten rechnen mit einem weiter beschleunigten Preisauftrieb.

Zwischenzeitlich haben Analysten bei Goldman Sachs ihre Prognosen für den Leitzins nach oben ge­schraubt und rechnen sowohl am Mittwoch als auch bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) im Juli mit Zinserhöhungen um jeweils 75 Basispunkte. Im September werde der Offenmarktausschuss dann um 50 Basispunkte und bei den letzten zwei Sitzungen des Jahres die Federal Funds Rate um jeweils 25 Basispunkte hochschrauben, hieß es.

Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, das zuvor noch eine Erhöhung um 50 Basispunkte unterstellt hatte, liegt die Wahrscheinlichkeit einer Anhebung um 75 Basispunkte nun bei über 80%. Wie Paul Ashworth, leitender Ökonom bei Capital Economics feststellt, ist angesichts der hohen Inflation der Druck auf die Fed weiter gewachsen, die Zügel straffer zu ziehen. „Wir hatten bisher erwartet, dass in der ersten Jahreshälfte 2023 ein Satz von 3,25 bis 3,5% erreicht sein wird, das dürften nun eher 4% werden“ sagte Ashworth.