Verbraucherpreise

US-Inflation auf 39-Jahres-Hoch

Die US-Notenbank Fed entscheidet am Mittwoch über ihren weiteren Kurs. Neue Inflationsdaten stärken nun die Befürworter einer rascheren geldpolitischen Normalisierung.

US-Inflation auf 39-Jahres-Hoch

ms Frankfurt

Die Inflation in den USA liegt so hoch wie seit der Hochinflationsphase der 1980er Jahre nicht mehr. Im November kletterte die Teuerungsrate von zuvor 6,2% auf 6,8%, wie das Arbeitsministerium am Freitag in Washington mitteilte. Das ist der höchste Wert seit Juni 1982. Die neuen Daten schürten Erwartungen, dass die US-Notenbank Fed in der kommenden Woche beschließt, ihre billionenschweren Anleihekäufe schneller zurückzufahren als bislang angekündigt. Zugleich erhöht die Coronavirus-Mutation Omikron aber die Konjunkturunsicherheit. Das US-Konsumklima sorgte allerdings am Freitag für eine positive Überraschung.

Die US-Währungshüter treffen sich am Dienstag und Mittwoch zu Beratungen und die Spannung vor der Entscheidung am Mittwoch ist hoch. Die große Frage ist, ob die Fed das Tempo ihres sogenannten Tapering er­höht. Anfang November hatte sie signalisiert, ihre Anleihekäufe von zu­vor 120 Mrd. Dollar pro Monat mo­natlich um 15 Mrd. Dollar zu reduzieren und Mitte 2022 auslaufen zu lassen. Das wiederum gilt als Voraussetzung für eine Erhöhung des Leitzinses von derzeit 0% bis 0,25%.

Hintergrund für die Debatte über ein schnelleres Tapering ist die hartnäckig hohe Inflation in den USA. Die US-Währungshüter hatten diese lange Zeit als rein temporär betrachtet. Allerdings wachsen inzwischen auch bei ihnen die Sorgen, dass sich dieser Trend verfestigt. Zugleich gibt es aber wegen Omikron Sorgen um den US-Aufschwung. Auch der Arbeitsmarktbericht für November hatte eher enttäuscht. Fed-Chef Jerome Powell selbst hat indes unlängst den Eindruck erweckt, dass sich der Fokus der Fed von der Wachstumsunterstützung in Richtung Inflationsbekämpfung verschoben hat. Viele Beobachter erwarten deshalb nun ein schnelleres Tapering und raschere Zinserhöhungen.

Die Inflationsdaten von Freitag untermauerten nun solche Einschätzungen. „Wenn es noch eines Arguments bedurft hatte, um die US-Notenbank von der Notwendigkeit eines zügigeren Ausstiegs aus der ultralockeren Geldpolitik zu überzeugen, dann wurde dieses durch die heutigen Inflationsdaten geliefert“, kommentierte Elmar Völker, Senior Fixed Income Analyst im LBBW Research, am Freitag. Viele Beobachter erwarten nun, dass die Anleihekäufe bereits bis März 2022 beendet werden. Dann könnte es auch bald zu Zinserhöhungen kommen.

Der abermalige deutliche Inflationssprung ging zwar erneut hauptsächlich auf die Energiepreise zurück, die sich gegenüber Vorjahr um 33% verteuerten. Solche Effekte gelten als temporär und die Geldpolitik kann dagegen auch wenig tun. Allerdings kletterte auch die Kernrate ohne die schwankungsanfälligen Energie- und Lebensmittelpreise auf 4,9%. Das zeigt, dass die hohe Inflation zunehmend auch in der Breite des Warenkorbs ankommt. Zudem ist die große Sorge, dass sich der Trend über die anziehenden Inflationserwartungen verfestigt.

Am Freitag sah sich sogar US-Präsident Joe Biden bemüßigt, sich zu den Inflationsdaten zu äußern. Biden sagte, dass sich der Preisanstieg bereits verlangsame, insbesondere bei Benzin und Autos. „Die heutigen Zahlen spiegeln den Druck wider, dem sich die Volkswirtschaften auf der ganzen Welt ausgesetzt sehen, während wir uns von einer globalen Pandemie erholen – die Preise steigen“, sagte Biden in einer Erklärung. „Aber die Entwicklungen in den Wochen nach der Erhebung dieser Daten im letzten Monat zeigen, dass sich der Preis- und Kostenanstieg verlangsamt, wenn auch nicht so schnell, wie wir es uns wünschen würden“, sagte er.

Konsumklima hellt sich auf

Tatsächlich wird vielfach erwartet, dass die US-Teuerung im Jahresverlauf 2022 deutlich zurückgeht. Jedoch wachsen die Bedenken, dass dieser Rückgang länger auf sich warten lässt und geringer ausfällt. Mitunter gibt es sogar vereinzelte Sorgen, dass die Inflation außer Kontrolle geraten könnte.

Trotz der rasant steigenden Preise sind die US-Verbraucher jedoch bester Stimmung. Der von der Universität Michigan erhobene Index für die Verbraucherstimmung kletterte im Dezember überraschend um 3,0 auf 70,4 Zähler, wie die Universität am Freitag mitteilte. Die Verbraucher erwarten, dass die Inflation im nächsten Jahr um 4,9% steigen wird. Auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahren erwarten sie 3%.

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