Teuerung

US-Inflation auf 40-Jahres-Hoch

Eine Zinserhöhung in den USA scheint nach den neuen Inflationsdaten ausgemachte Sache. Gleichwohl wächst die Unsicherheit über die inflationären Folgen des Ukraine-Kriegs und deren Bedeutung für die Fed.

US-Inflation auf 40-Jahres-Hoch

det Washington

Die US-Verbraucherpreise sind im Februar so stark gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr und dürften die Notenbank in ihren Plänen bestätigen, kommende Woche den Leitzins um 25 Basispunkte anzuheben. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums meldete, verteuerten sich Konsumgüter um 0,8% und im Vorjahresvergleich um 7,9%, der höchste Wert seit Januar 1982. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, legte um 0,5% und auf Jahressicht um 6,4% zu. Sämtliche Zahlen entsprachen den Markterwartungen.

Getrieben wurde der Preisanstieg von Benzin, Lebensmitteln und Wohnkosten. Die Treibstoffpreise kletterten um 6,6% und gegenüber Februar 2021 um 38%. Die Lebensmittelpreise lagen 7,9% über dem Vorjahresstand, während Wohnkosten um 4,7% anzogen. Keine Branche blieb von dem zunehmenden Inflationsdruck verschont. Deutlich kostspieliger waren auch Autos, insbesondere Gebrauchtwagen, ebenso wie Bekleidung. Auch Dienstleistungen verteuerten sich deutlich, vor allem im Transportsektor.

Zwar ist der PCE-Preisindex, den das Handelsministerium veröffentlicht, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed. Dieser kletterte im Januar um 6,1% und an der Kernrate gemessen um 5,2%. Die PCE-Indizes für Februar, die Ende dieses Monats veröffentlicht werden, dürften nach Ansicht von Analysten ebenfalls weiter gestiegen sein. Gleichwohl messen die Währungshüter auch dem Verbraucherpreisindex CPI große Bedeutung bei, der zu den letzten Inflationsindikatoren vor dem Fed-Entscheid zählt. Vor den für Mittwoch anberaumten Beschlüssen des Offenmarktausschusses stehen noch die Erzeugerpreise und die Einfuhrpreise zur Veröffentlichung an.

Experten rechnen damit, dass die Fed an ihrem Kurs festhalten und wie von Notenbankchef Jerome Powell signalisiert die Federal Funds Rate von der Nulllinie um 25 Basispunkte heraufsetzen wird. „Da die CPI-Zahlen den Markterwartungen entsprachen, ist anzunehmen, dass die Fed mit diesem kleinen Schritt einen neuen Zyklus monetärer Straffungen beginnen wird“, sagte Erik Norland, Ökonom der CME Group. Norland wies darauf hin, dass das viel beachtete Fed Watch Tool der CME Group mit einer Wahrscheinlichkeit von 96% eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte und mit 4% eine Straffung um 50 Basispunkte unterstellt.

Krieg nährt Inflationssorgen

Ökonomen sind jedenfalls übereinstimmend der Ansicht, dass der Krieg in der Ukraine die Unsicherheit über die weitere wirtschaftliche Entwicklung deutlich erhöht hat. „Der Konflikt wird die globalen Lieferketten weiter belasten“, sagt Sam Bullard, Ökonom bei der Bank Wells Fargo. Am stärksten betroffen würden hiervon der Energiesektor und die Landwirtschaft sein, so Bullard. „Dies wird den Inflationsdruck in den kommenden Monaten weiter verstärken“, ist er überzeugt.

Auch Kathy Bostjancic, Volkswirtin bei Oxford Economics, sieht Inflationsrisiken. Der Krieg werde zur Folge haben, dass „die Inflation kurzfristig noch stärker steigt und dann im weiteren Jahresverlauf langsamer zurückgeht, als wir das bisher erwartet hatten“. Während ein zunächst kleiner Zinsschritt als sicher gilt, sind Analysten vor allem darauf gespannt, ob die Fed auch einen vorläufigen Zeitplan für den Bilanzabbau bekannt geben wird. Powell hat gesagt, dass es sein Ziel sei, hierfür am Mittwoch zumindest einen Entwurf vorlegen zu können.

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