Verbraucherpreise

US-Inflation erreicht höchsten Stand seit 1981

Für die hohe US-Inflation scheint kein Ende in Sicht. Die Verbraucherpreise stiegen im März so stark wie seit 40 Jahren nicht mehr. Ökonomen erwarten nun, dass die Notenbanker um Fed-Chef Powell ihren Kurs weiter straffen werden.

US-Inflation erreicht höchsten Stand seit 1981

det Washington

Die US-Inflation eilt von einem Rekordhoch zum nächsten. Konsumgüter verteuerten sich im März um 8,5% im Vergleich zum Vorjahr. Wie das Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums berichtete, handelt es sich um den stärksten Anstieg seit Dezember 1981. Die neuen Daten dürften US-Notenbankchef Jerome Powell bei der Straffung der Geldpolitik mit bis zu sieben Zinsschritten in diesem Jahr bestärken.

Erwartet hatten Bankvolkswirte ein Teuerungsrate von 8,4%, welches ebenfalls deutlich oberhalb der im Februar gemessenen 7,9% gelegen hätte. An der Kernrate gemessen, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert, stiegen die Preise um 0,3% und auf Jahressicht um 6,5%. Getrieben wurde die Inflation er­neut von den Energiekosten. So legten die Benzinpreise gegenüber dem Vormonat um 18,3% zu und machten mehr als die Hälfte des gesamten Anstiegs aus. Verglichen mit März 2021 zogen die Benzinpreise um 48% an. Ein noch stärkerer Anstieg wurde bei Heizöl gemessen, dessen Preis um mehr als 70% über dem Vorjahresniveau lag.

Inflationsdruck ging aber nicht nur von den außerordentlich hohen Energiepreisen aus, sondern auch von anderen Produktgruppen. Zu deutlichen Steigerungen kam es auch bei Rohstoffen, Lebensmitteln, Bekleidung und Neufahrzeugen. Die Gebrauchtwagenpreise gaben zwar das zweite Mal in Folge nach, waren aber noch um etwa 35% teurer als im Vergleichsmonat des Vorjahres.

Fed steht unter Druck

Die meisten Analysten gehen davon aus, dass die Rekordinflation den Druck auf die Notenbank verstärken wird, ihren geldpolitischen Kurs weiter zu verschärfen und bei der nächsten Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) eine Anhebung des Leitzinses um 50 Basispunkte zu erwarten ist. Wie aus den Minutes, dem Abschlussprotokoll der letzten FOMC-Sitzung hervorging, hätten mehrere Notenbankgouverneure ohne die russische Invasion der Ukraine bereits im März die Federal Funds Rate um 50 anstelle der beschlossenen 25 Basispunkte heraufgesetzt. Möglich ist auch, dass die Fed im Mai bereits mit dem Bilanzabbau beginnen wird, der dann bis zum Sommer einen monatlichen Umfang von 95 Mrd. Dollar erreichen würde.

Wie Kathy Bostjancic, Ökonomin bei Oxford Economics, feststellt, „hat der Krieg in der Ukraine zusätzliches Öl ins Feuer gegossen und die Inflation über Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise höher getrieben“. Verschärft habe sich die Lage auch durch die Störungen in globalen Lieferketten. Bostjancic glaubt, dass die Teuerungsrate auf etwa 9% steigen und erst im Mai ihren Höhepunkt erreicht haben wird. Bei den FOMC-Sitzungen im Mai und Juni sei jedenfalls mit Zinserhöhungen um jeweils 50 Basispunkte zu rechnen, und bis zum Jahresende werde die Notenbank den Leitzins um insgesamt 200 Basispunkte hochgeschraubt haben, ist die Volkswirtin überzeugt.

Andere Experten sehen die jüngsten Zahlen etwas gelassener. Laut Erik Norland, Ökonom bei der CME Group, „hat der Inflationsdruck im März leicht nachgelassen“. Norland und Andrew Hunter, Volkswirt bei Capital Economics, weisen darauf hin, dass die der monatliche Anstieg der Kernrate um 0,3% hinter dem erwarteten Plus von 0,5% zurückblieb. Laut Hunter habe sich die Kerninflation etwas abgeschwächt. Anzunehmen sei daher, dass die Teuerungsrate im März „ihren Höhepunkt erreicht hat“. Wie aus dem Fed Watch Tool der CME Group hervorgeht, rechnen etwa 85% der Markteilnehmer damit, dass Fed-Chef Powell Anfang Mai eine Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte verkünden wird – und der Zielkorridor bei 0,75 bis 1,0% liegen wird.

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