Inflation

US-Inflation nährt Hoffnung auf Zinswende im September

Nach einigen Monaten mit einer überraschend hartnäckigen Inflation hat die Teuerung in den USA im Mai entgegen den Erwartungen nachgegeben. Die Hoffnung an den Finanzmärkten auf eine Zinssenkung der Fed im September steigt.

US-Inflation nährt Hoffnung auf Zinswende im September

US-Teuerung fällt überraschend

Hoffnung auf Zinssenkung der Fed im September wächst

mpi Frankfurt

Eine im Mai nachlassende Inflation in den USA lässt die Finanzmärkte darauf hoffen, dass die Fed im September den Leitzins senken könnte. Entgegen den Erwartungen stiegen die Verbraucherpreise im Jahresvergleich nur um 3,3%, wie das US-Arbeitsministerium am Mittwoch in Washington mitteilte. Analysten hatten dagegen mit einer unveränderten Inflationsrate von 3,4% gerechnet. Die Kernrate ohne Berücksichtigung von Lebensmitteln und Energie fiel sogar um 0,2 Prozentpunkte von 3,6 auf 3,4%. Diese hat die Fed besonders im Blick, weil sie als Indikator für den unterliegenden Preisdruck gilt.

Auch der Blick auf die Monatsraten beinhaltet eine positive Überraschung. In diesem Vergleich stagnierte die Gesamtrate, anstatt wie erwartet etwas zu steigen. „Die Mai-Inflationszahlen deuten darauf hin, dass die seit Ende des vergangenen Jahres zu beobachtende Phase überraschend kräftiger Preissteigerungen ausklingt“, meint Andreas Busch, Ökonom beim Assetmanager Bantleon. Auch Dirk Chlench, Volkswirt bei der Landesbank Baden-Württemberg, erwartet eine Entspannung bei der amerikanischen Inflation. „Der Rückgang der Preise an den Zapfsäulen hat im Mai die Inflationsrate merklich gedämpft, dies dürfte sich im Juni wiederholen“, sagte er.

In den vergangenen Monaten hatte die überraschend hartnäckige Inflation in Kombination mit der recht rund laufenden US-Wirtschaft und dem robusten Arbeitsmarkt dazu geführt, dass sich die Erwartungen an Zinssenkungen der Fed immer weiter in die Zukunft verschoben haben. Während einige Ökonomen und Finanzanalysten auf den September als Beginn der Zinswende spekulierten, brachten andere den November ins Spiel oder erwarteten gar keine Zinssenkung der Fed in diesem Jahr.

Mehr als eine Zinssenkung 2024?

Analysten bewerten die Mai-Inflationszahlen nun als Indiz, dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung im September erhöht hat. Ebenso wie die Wahrscheinlichkeit, dass die Fed in diesem Jahr nicht nur einmal, sondern zweimal die Geldpolitik lockern könnte. „Die Verbraucherpreisdaten vom Mai bestätigen unsere Prognose, dass die erste Zinssenkung durch die Fed im September erfolgen wird, gefolgt von einer weiteren im Dezember“, heißt es etwa in einer Analyse von Oxford Economics nach Bekanntgabe der Zahlen.

Da die Fed anders als die Europäische Zentralbank (EZB) ein duales Mandat hat, spielt der US-Arbeitsmarkt bei der Steuerung der amerikanischen Geldpolitik eine besonders große Rolle. Neben Preisstabilität, die die Fed bei 2% als gewährleistet sieht, versucht die Notenbank Vollbeschäftigung zu erreichen.

Unterschiedliche Signale vom US-Arbeitsmarkt

Der US-Arbeitsmarkt sendete zuletzt unterschiedliche Signale an die Fed. Auf der einen Seite fällt das Stellenwachstum weiterhin kräftig aus. Im Mai entstanden ohne Berücksichtigung der Landwirtschaft 272.000 neue Jobs, wie aus dem Arbeitsmarktbericht der Regierung vom Freitag hervorgeht. Dies ist abermals mehr, als Bankanalysten erwartet hatten. Diese hatten nur 190.000 neue Stellen auf dem Zettel. Gleichzeitig ist jedoch auch die Arbeitslosenquote von 3,9 auf 4,0 gestiegen. Das Lohnwachstum legte im Mai auf 4,1% zu.

Jüngste Daten zur US-Wirtschaft deuten an, dass die Konjunktur langsam an Fahrt verlieren könnte. Dies würde den Spielraum für eine Zinssenkung der Fed im September erhöhen. Die Konsumnachfrage der privaten Haushalte lässt zudem nach, was den Preisdruck verringert. Zudem führte der niedrigere Auftragseingang der Industrie dazu, dass der Einkaufsmanagerindex ISM im Mai den zweiten Monat in Folge einen Aktivitätsrückgang signalisierte. Eine schwächere Wirtschaftsleistung senkt ebenfalls den Preisdruck. Damit mehren sich die Anzeichen, dass die Inflation in den kommenden Monaten nachlassen und sich dem Inflationsziel der Fed annähern dürfte.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.