Verbraucherpreise

US-Inflationsdruck lässt leicht nach

US-Konsumgüter haben sich im August etwas weniger verteuert als erwartet. Obwohl der nachlassende Preisdruck begrüßt wurde, sehen viele Experten darin keinen Grund zur Entwarnung.

US-Inflationsdruck lässt leicht nach

det Washington

Die-Verbraucherpreise in den USA sind im August etwas weniger stark gestiegen als in den beiden Vormonaten, der Anstieg ist aber weiterhin beträchtlich. Dass der Inflationsdruck auf hohem Niveau geringfügig nachzulassen scheint, könnte den Druck auf Notenbankchef Jerome Powell verringern, schon bald mit dem Abbau der monatlichen Anleihekäufe seitens der Federal Reserve (Tapering) zu beginnen.

Nach Angaben des Bureau of Labor Statistics (BLS) des Arbeitsministeriums verteuerten sich Konsumgüter im August saisonbereinigt um 0,3% und im Vorjahresvergleich um 5,3%. Bankvolkswirte hatten damit gerechnet, dass beide Werte um etwa 0,1 Prozentpunkte höher ausfallen würden. Im Juli waren die Preise 0,5% und an der Jahresrate des CP-Index gemessen um 5,4% geklettert.

Wie in vorangegangenen Monaten trugen die Energiepreise maßgeblich zu der hohen Inflation bei. Der Unterindikator für Energie legt gegenüber Juli um 2,0% und während der vergangenen zwölf Monate um 25% zu. Benzinpreise schossen im Vorjahresvergleich sogar um 42% hoch. Die Jahresrate für Lebensmittel lag bei 3,7%. Werden diese beiden Komponenten, die typischerweise starken Schwankungen unterliegen, ausgeklammert, dann wiesen die Verbraucherpreise mit einem Plus von nur 0,1% den geringsten Anstieg seit Februar dieses Jahres auf. Im Vorjahresvergleich legte die Kernrate um 4,0% zu.

Debatte über Tapering

Obwohl Ökonomen weiterhin in der Frage gespalten sind, wann die Fed beginnen wird, ihre Anleihekäufe zurückzufahren, kann nach An­sicht zumindest einiger Experten Powell, der zuletzt auch mit gewissem Widerstand aus den eigenen Reihen zu kämpfen hatte, aufatmen. Der oberste Währungshüter hält seit Monaten an der Überzeugung fest, dass die hohe Inflation vorübergehend sein wird. Dies, obwohl der PCE-Preisindex, das bevorzugte Inflationsmaß der Fed, im Juli um 4,2% und an der Kernrate gemessen um 3,6% stieg und auch zuvor mehrmals kräftig zugelegt hatte.

Bei der virtuellen Währungskonferenz der Kansas City Fed, die üblicherweise in Jackson Hole stattfindet, sagte Powell erstmals, dass der zunehmende Inflationsdruck noch in diesem Jahr einen Beginn des Tapering rechtfertigen könnte. Er betonte aber auch, dass noch große Fortschritte am Arbeitsmarkt zu erzielen seien und Vollbeschäftigung in weiter Ferne liege.

Konkreter wollen Fed-Gouverneure wie Robert Kaplan, Präsident der Federal Reserve Bank von Dallas, werden, die in der hohen Inflation eine potenziell dauerhafte Gefahr sehen. Er plädiert dafür, dass bereits nach der Sitzung des Offenmarktausschusses kommende Woche ein Zeitplan für die Drosselung der Käufe bekannt gegeben wird. 2022 sollten die ersten Leitzinserhöhungen seit Ende 2015 beschlossen werden.

Nach Ansicht von Joe Brusuelas, Chefvolkswirt beim Finanzdienstleister RSM, „sind die neuen CPI-Zah­len ein wichtiger Etappensieg für jene, die an den vorübergehenden Charakter der Preissteigerungen glauben und einen eher vorsichtigen und langsamen Kurswechsel in der Geldpolitik befürworten“. Laut Brusuelas gehen die größten Inflationsrisiken derzeit vom Häusermarkt aus, und so gesehen sei beruhigend, dass die Wohnkosten vergangenen Monat kaum anzogen.

Andere warnen, der geringer als erwarteten Verteuerung bei Konsumgütern übermäßige Bedeutung beizumessen. Sie weisen unter anderem auf die Zunahme der Erzeugerpreise hin, die im August mit einem Plus von 8,3% den stärksten Anstieg seit Beginn der Erhebungen aufwiesen. Nicht zu übersehen sei auch die hohe Ungewissheit über die Delta-Variante des Coronavirus. Diese könnten zur Folge haben, dass Angebotsengpässe, die sich zwischenzeitlich teilweise aufgelöst hatten, demnächst wieder Probleme bereiten und Preise steigen. Jared Bernstein vom Council of Economic Advisors begrüßte die Zahlen, räumte aber ein, dass „sich das wieder ändern kann und wir alle künftigen Zahlen genau im Auge behalten müssen“.

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