US-Inflation

US-Preisauftrieb beschleunigt sich weiter

Die Erzeugerpreise sind in den USA im Mai kräftig gestiegen. Damit wächst der Druck auf die Notenbank, weitere Signale für eine Reduktion der monatlichen Anleihekäufe zu geben.

US-Preisauftrieb beschleunigt sich weiter

det Washington

Der bisher kräftigste Anstieg der US-Erzeugerpreise könnte den Druck auf die US-Notenbank verstärken, früher als erwartet ihre Anleihekäufe zu reduzieren. Wie das Arbeitsministerium berichtete, zogen die Preise auf Produzentenebene im Mai um 0,8% und im Vorjahresvergleich um 6,6% an. Bei der Jahresrate handelt es sich um den höchsten Wert, der jemals gemessen wurde. Begonnen hatte das Ministerium mit der Veröffentlichung der Jahresrate des Erzeugerpreisindex (PPI) im November 2010. Waren verteuerten sich um 1,5%, während die Preise für Dienstleistungen um 0,6% zulegten. Autos waren für 40% des gesamten Preisanstiegs verantwortlich.

Der Aufschwung im Einzelhandel hat hingegen im Mai an Schwung eingebüßt. Laut Handelsministerium gaben die Verkaufszahlen saisonbereinigt um 1,3% nach. Zwar hatten Volkswirte einen geringeren Rückgang um etwa 0,6% vorausgesagt. Für aussagekräftiger halten Analysten aber die Tatsache, dass trotz des monatlichen Rückgangs die Erlöse gegenüber dem Vergleichsmonat 2020 um mehr als 28% stiegen. Dies spiegele die kräftige Erholung wider, die in der Branche zu beobachten war, seitdem Impfstoffe gegen das Coronavirus verteilt wurden und zu einer beschleunigten Öffnung der Wirtschaft führten, hieß es. Außerordentlich hohe Zuwachsraten wurden bei Bekleidung, Möbeln, Sport- und Freizeitwaren sowie Autos ermittelt.

Industrie expandiert weiter

Indes meldete die US-Notenbank für Mai eine Zunahme der Industrieproduktion um 0,8% und im verarbeitenden Gewerbe um 0,9%. Beide Werte lagen leicht oberhalb der Markterwartungen. Positiv schlug insbesondere die Fertigung in der Autoindustrie zu Buche, die zuvor unter der globalen Halbleiterknappheit gelitten hatte. Ein ermutigendes Signal sehen Ökonomen darin, dass die Industrieproduktion im Vorjahresvergleich um mehr als 16% zulegte und nur noch 1,4% von ihrem Vorkrisenniveau entfernt ist. Wie aus dem Empire State Index der New York Fed für das verarbeitende Gewerbe hervorgeht, expandierte die Branche im Juni weiter, allerdings mit geringerem Tempo als zuvor. Der Sammelindex gab um fast 7 Zähler auf 17,4 Punkte nach.

Experten sind der Auffassung, dass der Offenmarktausschuss (FOMC) der Fed bei seiner laufenden Sitzung vor allem den Erzeugerpreisen Aufmerksamkeit schenken wird. Wie Mark Cabana, Stratege bei Bank of America, glaubt, „wird Notenbankchef Jerome Powell es angesichts der jüngsten Zahlen schwer haben, die Inflationsgefahr herunterzuspielen“.

Ökonomen beim Investmentunternehmen Goldman Sachs äußerten die Überzeugung, dass Powell sowie andere Fed-Gouverneure betonen werden, dass der Arbeitsmarkt sich noch nicht ausreichend erholt habe, um das Abschmelzen der Anleihekäufe mit einem konkreten Zeitplan zu versehen. Zu erwarten sei „im August oder September die erste Anspielung auf Tapering, im Dezember wird die Fed den Zeitpunkt verkünden und 2022 dann beginnen, die Käufe zu verringern“.