Verbraucherpreise

US-Teuerung auf höchstem Stand seit 2008

Verbraucherpreise sind in den USA so kräftig gestiegen wie zuletzt vor Ausbruch der globalen Finanzkrise. Dennoch gilt als wahrscheinlich, dass die Notenbank ihre lockere Geldpolitik unbeirrt fortsetzen wird.

US-Teuerung auf höchstem Stand seit 2008

det Washington

Die Verbraucherpreise in den USA sind im Mai so stark gestiegen wie seit der Weltrezession im Zuge der Finanzkrise nicht. Gleichwohl erwarten Analysten übereinstimmend, dass die Notenbank noch für absehbare Zeit an ihrer ultralockeren Geldpolitik festhalten wird. Sollte der Trend aber andauern und sich im Verlaufe des Sommers sogar beschleunigen, so viele Experten, dann könnte die Fed gegen Jahresende beginnen, ihre Anleihekäufe zurückzufahren.

Wie das Arbeitsministerium berichtete, legte der Verbraucherpreisindex (CPI) gegenüber April um 0,6% und im Vorjahresvergleich um 5,0% zu. Eine so deutliche Zunahme der Jahresrate war zuletzt im August 2008 gemessen worden, also unmittelbar vor Beginn der globalen Finanzkrise, die in eine Weltrezession führte. Die Kernrate, die schwankungsanfällige Energie- und Lebensmittelpreise ausklammert und als guter Indikator für den grundsätzlichen Preisdruck gilt, zog um 3,8% an. So kräftig war die Kernrate zuletzt im Juni 1992 gestiegen, schrieb das Bureau of Labor Statistics (BLS).

Getrieben wurde die höhere Inflation von Gebrauchtwagen. Diese verteuerten sich um 7,3% und im Vorjahresvergleich um 29,7%. Einen maßgeblichen Beitrag leisteten auch höhere Energiepreise. Die Energiekomponente des CPI legte an der Jahresrate gemessen um mehr als 28% zu. Dabei fielen vor allem höhere Benzinpreise ins Gewicht. So verteuerte sich Sprit gegenüber Mai 2020 um 56,2%. Analysten weisen darauf hin, dass viele der Preiserhöhungen, die eine Folge der Cyberattacke auf eine Ölpipeline im Bundesstaat Georgia waren, bis heute Bestand haben.

Diane Swonk, Chefvolkswirtin bei dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Grant Thornton, ist überzeugt, dass „wir uns in Sachen Inflation auf einen langen, heißen Sommer einstellen müssen“. Zu erwarten sei, dass Konsumenten ihre Ausgaben weiter hochschrauben werden. Dabei würden viele Dienstleistungs- und Industrieunternehmen „es schwer haben, mit der höheren Nachfrage Schritt zu halten“.

Gleichwohl erwarten die meisten Experten, dass die Fed trotz des zunehmenden Inflationsdrucks auf Kurs bleiben wird. Zwar werde ein allmähliches Abschmelzen der Anleihekäufe kommende Woche bei der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) angesprochen werden. Für Eric Winograd, Ökonom bei dem Investmentunternehmen Alliance Bernstein, ist entscheidend, „dass die höheren Preise von Kategorien getrieben werden, die unter Versorgungsengpässen als Folge der Coronakrise litten“. Dazu zählten neben Autos insbesondere das Gast- und Freizeitgewerbe. Produktgruppen, die „dauerhaft höhere Inflation signalisieren würden, standen weniger unter Druck“, sagte Winograd.

Von der steigenden Inflation bleibt nicht nur die Notenbank unbeirrt. US-Finanzministerin Janet Yellen hatte kürzlich sogar eingeräumt, dass die Inflationsrate in den USA dieses Jahr 3% erreichen könnte und somit deutlich oberhalb der Fed-Zielgröße von 2% liegen würde. „Ich bin allerdings überzeugt, dass sich dies auf vorübergehende Faktoren zurückführen lässt“, betonte Yellen. Anders schätzen Mitglieder der republikanischen Opposition die Lage ein. Wie Senator Mike Crapo schrieb, „haben massive Stimulusausgaben zu dem stärksten Preisanstieg seit der Weltrezession geführt“. Weder Ausgabenprogramme noch Steuererhöhungen, die Arbeitsplätze vernichten, seien ein Rezept für eine konjunkturelle Erholung, so der Republikaner.