AmCham Taiwan

US-Unternehmen in Taiwan spüren Belastung

Die jüngst durch den Taiwan-Besuch der US-Politikerin Nancy Pelosi drastisch verschärften Spannungen zwischen China und den USA werden nach Einschätzung der Mitglieder der American Chamber of Commerce in Taiwan (AmCham Taiwan) bis in das kommende...

US-Unternehmen in Taiwan spüren Belastung

nh Schanghai

Die jüngst durch den Taiwan-Besuch der US-Politikerin Nancy Pelosi drastisch verschärften Spannungen zwischen China und den USA werden nach Einschätzung der Mitglieder der American Chamber of Commerce in Taiwan (AmCham Taiwan) bis in das kommende Jahr ihre Geschäfte vor Ort belasten – vor allem wegen chinesischer Militäraktionen in der Taiwan-Meeresstraße. Laut einer Blitzumfrage, an der 126 der insgesamt 529 von AmCham Taiwan repräsentierten US-Firmen vor Ort teilgenommen haben, ist das Gros der Mitglieder von den chinesischen Militärmanövern rund um Taiwan im unmittelbaren Nachgang zum Besuch Pelosis allerdings kaum behindert worden. Nur 17% der befragten Firmen berichten von Lieferkettenstörungen oder erhöhten Schiffsfracht- und Versicherungskosten. Allerdings erwartet etwa die Hälfte, dass weiter führende chinesische Militäraktionen in diesem und im nächsten Jahr ihre Geschäfte negativ erfassen werden.

Die erbosten Reaktionen Pekings auf Pelosis Taiwan-Visite werden von der AmCham Taiwan erst recht als Anlass verstanden, sich für eine verstärkte wirtschaftliche Kooperation der USA mit der von China beanspruchten, aber unabhängig und demokratisch regierten Insel einzusetzen. In einem Statement der Handelskammer wird von einer ambitionierten Agenda zur Beschleunigung der Wirtschaftskooperation mit Taiwan gesprochen. Die Entwicklungen der vergangenen Wochen hätten gezeigt, wie wichtig es sei, die Widerstandsfähigkeit Taiwans durch verstärkte wirtschaftliche Zusammenarbeit und Integration zu unterstützen, betonte der Präsident der AmCham Taiwan, Andrew Wylegala. Dabei stellten Taiwans Wirtschaftsbeziehungen zu den USA auch einen wichtigen sicherheitspolitischen Faktor dar.

Am Donnerstag hatten die USA und Taiwan formelle Verhandlungen über eine bilaterale Handelsinitiative aufgenommen, um ihre Wirtschaftsbeziehungen zu vertiefen, und mit diesem Schritt weitere heftige Kritik seitens der Pekinger Regierung ausgelöst. Dies werde die bilateralen Spannungen und den Taiwan-Konflikt weiter vergrößern. Laut einer Mitteilung des Büros des US-Handelsbeauftragten soll die erste Runde der Gespräche Anfang Herbst stattfinden. Im Fokus würden dabei Handelserleichterungen sowie Regulierungspraktiken stehen. Zudem werde man über Standards bei der Korruptionsbekämpfung und eine Vertiefung des Agrarhandels sprechen.

Die chinesische Regierung hatte in Reaktion auf den Pelosi-Besuch weitreichende Importsperren für taiwanesische Agrargüter, Lebensmittel, und andere Konsumgüter verhängt. Bislang war das chinesische Festland der mit Abstand größte Abnehmer von entsprechenden taiwanesischen Gütern. Insgesamt nehmen diese Produkte nur einen geringen Anteil am Wert der taiwanesischen Ausfuhren nach China ein, die vor allem von Elektronik- und Halbleiterprodukten dominiert werden.

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