US-Zollpolitik belastet Wirtschaftsvertrauen
Schlechte Stimmung, große Unsicherheit: Im April spiegeln die von der EU-Kommission erhobenen Indikatoren die erratische Handelspolitik von US-Präsident Donald Trump deutlich wider. Dabei ist die Laune allerdings nicht in allen Ländern des gemeinsamen Währungsraums gleichermaßen gesunken. Zudem sind die Beschäftigungspläne unverändert geblieben und die Firmen halten stärker an ihrem Personal fest, auch wenn sie ihre Aussichten ungünstiger einschätzen. In einer halbjährlichen Sonderfrage zeigt sich außerdem, dass der Anteil von Managern aus dem Industrie- und Servicesektor, die 2024 und 2025 ihre Investitionen ausweiten wollen bzw. dies getan haben, im Vergleich zur vorherigen Befragung gestiegen ist.
Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der EU-Kommission gab im April um 1,4 auf 93,6 Punkte nach und verharrt damit deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von 100 Zählern. Ökonomen hatten zwar einen Rückgang erwartet, aber einen Wert von 94,5 Punkte prognostiziert. Dabei trübte sich die Stimmung vor allem bei den Verbrauchern und im Einzelhandel ein. Aber auch die Vertrauensindikatoren für die Industrie, Dienstleister und Bau gaben nach.
Mehr Investitionen geplant und umgesetzt
Die von US-Präsident Donald Trump losgetretene Zollspirale befeuert bei Firmen und Verbrauchern die Unsicherheit, dämpft Investitionspläne und schürt Sorgen um das Wirtschaftswachstum. Hier zeichnen die Umfrageergebnisse allerdings kein eindeutiges Bild. Denn bei der Frage nach den Investitionen, die im Vorjahr getätigt wurden und im laufenden Jahr geplant sind, war der Anteil der Manager, die eine Steigerung meldeten, deutlich höher als der Anteil derer, die einen Rückgang berichteten. Für die Erhebung im März/April ergibt sich in der Industrie ein Positiv-Saldo der positiven und negativen Einschätzungen mit Blick auf das Jahr 2024 von 11%, im Oktober/November 2024 waren es noch 1%. Für 2025 erhöhte sich der Saldo der Erwartungen auf 10% nach zuvor 5%. Bei den Dienstleistern ergibt sich für 2024 ein Nettosaldo von aktuell 15% gegenüber 6% in der Umfrage vom Oktober/November und für 2025 von 11%, ebenfalls eine Steigerung gegenüber den zuvor gemessenen 8%.
Unsicherheit nimmt stark zu
Der von der EU-Kommission ebenfalls erhobene Indikator der wirtschaftlichen Unsicherheit (EUI) hat im April – wie angesichts der Zollankündigungen von Trump zu erwarten war – stark zugelegt, und zwar um 2,8 auf 20,4 Punkte. In der Industrie stieg die Unsicherheit der Manager über ihre künftige Geschäftslage am kräftigsten und erreichte ein 27-Monats-Hoch. Bei den Verbrauchern kletterte der Unsicherheitsindikator der künftigen finanziellen Lage auf den höchsten Stand seit Februar 2024. Allein im Baugewerbe blieb der Indikator weitgehend stabil.
Die Industriemanager aus den Ländern der gesamten EU schätzen derweil ihre Wettbewerbsposition auf den Nicht-EU-Märkten immer schlechter ein – das Barometer „bewegt sich auf einem historischen Tiefstand“, wie die Brüsseler Behörde mitteilte. Im historischen Vergleich ebenfalls niedrig ist die Einschätzung zur Entwicklung der Auftragslage trotz eines starken Anstiegs im Vergleich zur vorherigen Erhebung der vierteljährlichen Umfrage. Die geschätzte Kapazitätsauslastung stieg von Januar bis April um 0,4 Prozentpunkte auf 77,8%. Zum Vergleich: Der langjährige Schnitt liegt bei 80,5%.
Weniger Beschäftigung geplant
Material- und/oder Ausrüstungsengpässe wurden öfter als im vorigen Quartal als produktionshemmende Faktoren benannt, wohingegen der Anteil der Manager, die finanzielle Engpässe als Produktionshemmnis beklagten, weitgehend stabil auf einem relativ niedrigen Niveau blieb. Der Anteil der Manager, die einen Mangel an Arbeitskräften als einschränkenden Faktor angaben, ging geringfügig auf 18,2% zurück, liegt aber weiter deutlich über dem langfristigen Durchschnitt. Entsprechend stieg der EU-Indikator für das Horten von Arbeitskräften im April Vergleich zum März geringfügig um 0,2 Punkte auf 10,7% an und setzte damit den langsamen Aufwärtstrend seit Ende 2024 fort. Die Beschäftigungspläne allerdings sind leicht rückläufig, der entsprechende Indikator EEI, gab um 0,7 auf 96,9 Zähler nach.
Unter den größten Volkswirtschaften des gemeinsamen Währungsraums sank der ESI in den Niederlanden (–2,5) und Italien (–1,8). In Deutschland (+0,5) und Spanien (+0,4) legte er hingegen leicht zu während er in Frankreich stabil blieb.