Konsumklima

Verbraucher blicken düster in die Zukunft

Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz verderben immer mehr Menschen in Deutschland die Konsumlaune. Das GfK-Konsumklima gibt deutlich nach. Für die Konjunktur hierzulande ist das eine Hiobsbotschaft.

Verbraucher blicken düster in die Zukunft

Verbraucher blicken düster in die Zukunft

Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt verunsichern Konsumenten – Hiobsbotschaft für Konjunktur

mpi Frankfurt

Der größte Rückgang der Einkommensstimmung der Verbraucher seit fast zwei Jahren beseitigt die Hoffnung auf eine schnelle Erholung des Konsums in Deutschland. Auch abseits dessen erleidet das GfK-Konsumklima für September nach der Erholung im Vormonat einen herben Rückschlag. Der Index sinkt um 3,4 Punkte auf -22,0 Zähler, das teilten GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) am Dienstag mit. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten hingegen mit einem leichten Anstieg auf -18,0 Zähler gerechnet. „Offenbar war die Euphorie, die die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland ausgelöst hat, nur ein kurzes Aufflackern und ist nach Ende des Turniers verflogen“, sagte Ralf Bürkl, Konsumexperte beim NIM.

Für die vor einer Rezession stehende deutsche Wirtschaft sind das schlechte Nachrichten. Ökonomen hatten gehofft, dass die abnehmende Inflation und die jüngsten Reallohngewinne vieler Arbeitnehmer zu einem steigenden Konsum in der zweiten Jahreshälfte führt, der der schwächelnden Konjunktur Wachstumsimpulse gibt. Daraus scheint weiterhin nichts zu werden, sodass ein Schrumpfen des Bruttoinlandsprodukts im dritten Quartal immer wahrscheinlicher wird. Da die deutsche Wirtschaft bereits im zweiten Quartal leicht geschrumpft ist, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag bestätigte, wäre damit die Definition einer technischen Rezession erfüllt.

Lage auf dem Arbeitsmarkt verunsichert Verbraucher

Es sind vor allem unsichere berufliche Perspektiven, die vielen Verbrauchern die Konsumlaune verderben. „Leicht steigende Arbeitslosenzahlen, eine Zunahme der Unternehmensinsolvenzen sowie Personalabbaupläne diverser Unternehmen in Deutschland lassen bei einer Reihe von Beschäftigten die Sorgen um ihren Arbeitsplatz zunehmen“, sagte Bürkl. „Die Hoffnungen auf eine stabile und nachhaltige Erholung der Konjunktur müssen damit weiter verschoben werden.“

Einkommenserwartung sinkt

Die Bundesagentur für Arbeit meldete zuletzt für Juli einen für diese Jahreszeit ungewöhnlichen starken Anstieg der Arbeitslosigkeit in Deutschland. Im Vergleich zum Vormonat waren 82.000 Menschen mehr arbeitslos gemeldet. Die Behörde begründete den Anstieg mit der schwachen Konjunktur hierzulande. Im Jahresvergleich stieg die Zahl der Jobsuchenden gar um fast 200.000. In den vergangenen 20 Jahren hatte es nur einmal während der Pandemie in einem Juli einen noch größeren Anstieg gegeben.

Die Verbraucher befürchten offenbar, dass sich die Lage auf dem Arbeitsmarkt weiter eintrübt und die eigene Stelle in Gefahr sein könnte. In der Folge bewerten die privaten Haushalte ihre Einkommenssituation in zwölf Monaten deutlich schlechter als in der vorherigen Umfrage. Der Indikator für die Einkommenserwartung verliert 16,2 Zähler und rutscht damit auf 3,5 Punkte. Einen größeren Rückgang innerhalb eines Monats gab es zuletzt vor knapp zwei Jahren, im September 2022. Damals führte die Inflationsrate von rund 8% bei den Menschen zu erheblichen Kaufkrafteinbußen. Inzwischen liegen die Lohnzuwächse über der Teuerung. So sind die Reallöhne in Deutschland im ersten Quartal um 3,8% gestiegen.

Dennoch fällt die Anschaffungsneigung aufgrund der Unsicherheit um den eigenen Arbeitsplatz bei den Verbrauchern schwach aus. Sie fallen um 2,5 Punkte auf -10,9 Zähler. Stattdessen sparen die Menschen lieber mehr, um für schlechte Zeiten vorzusorgen. Die Sparneigung legt um 2,7 Punkte zu.

Sorgen um den eigenen Arbeitsplatz verderben immer mehr Menschen in Deutschland die Konsumlaune. Das GfK-Konsumklima gibt deutlich nach. Die Einkommenserwartungen der Verbraucher sinken so stark wie seit fest zwei Jahren nicht mehr. Für die Konjunktur hierzulande sind das Hiobsbotschaften.


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