Verbraucher im Euroraum üben sich in Zurückhaltung
Verbraucher im Euroraum üben sich
in Zurückhaltung
ba Frankfurt
Die Verbraucher im Euroraum halten sich trotz der rückläufigen Inflation weiter zurück. Im April ist das von der EU-Kommission erhobene Vertrauensbarometer um 0,2 auf −14,7 Punkte gestiegen. Ökonomen hatten zwar den dritten Anstieg in Folge erwartet, allerdings mit einem neuen Zählerstand von −14,4 gerechnet. Damit notiert der Index aber weiter unter seinem langjährigen Durchschnitt. In der EU verharrte der Indikator unverändert bei −15,2 Punkten – gleichfalls unter dem Langfristschnitt.
Die anhaltend hohe Inflation zehrt an der Kaufkraft der Verbraucher. Diese halten entsprechend die Geldbeutel zu, was sich auch an den schwachen Einzelhandelsumsätzen zeigt. Die Teuerung hat zuletzt weiter nachgelassen: Im März legten die Verbraucherpreise um 2,4% zu, im Februar waren es noch 2,6% und zu Jahresanfang 2,8%. Das Preisziel der Europäischen Zentralbank (EZB) von 2% rückt damit immer näher und macht den Weg frei für eine erste Zinssenkung. Die Finanzmärkte erwarten einen solchen Schritt für Juni.
In einer Zinsumfrage von Reuters erwarten Ökonomen gleichfalls für Juni eine Zinssenkung sowie zwei weitere Schritte bis zum Jahresende. Das sind weniger als noch im März erwartet. 97 Ökonomen nahmen an der Umfrage vom 15. bis zum 22. April teil. Davon erwarten 91, dass die EZB den Einlagensatz im Juni um 0,25 Prozentpunkte auf 3,75% senken wird. Sechs Volkswirte rechnen mit einem ersten Schritt nach unten erst im dritten Quartal. Den Einlagensatz erhalten Geldhäuser, wenn sie bei der Notenbank überschüssige Gelder parken. Aktuell liegt er auf dem Rekordniveau von 4,0%. 54% erwarten, dass die EZB ihn danach noch zwei weitere Male senken wird. 38 von 97 Experten rechnen mit Zinssenkungen von zusammen 1 Prozentpunkt oder mehr. Im März hatten dies 39 von 77 Volkswirten vorausgesagt.