Konsumklima

Verbraucher sind guter Dinge

Die Lockerungen Anfang März haben das Konsumklima in Deutschland deutlich aufgehellt. Am Arbeitsmarkt ist laut IAB-Jahresprognose derweil nur eine verhaltene Erholung zu erwarten.

Verbraucher sind guter Dinge

ast Frankfurt

Das Konsumklima in Deutschland hat sich im März überraschend deutlich aufgehellt. Das geht aus den Daten hervor, die die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) am Donnerstag in Nürnberg veröffentlichte. Der für April berechnete Konsumklimaindex stieg auf –6,2 Punkte, nach revidiert –12,7 Punkten im März. Analysten hatten nur eine leichte Steigerung auf einen Indexwert von –12,1 Punkten erwartet. Etwas weniger optimistische Daten kamen gestern vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) für den deutschen Arbeitsmarkt. Zwar rechnen die Ökonomen in ihrer Jahresprognose mit einer sinkenden Arbeitslosenzahl. Doch wird die Coronakrise sich noch bis Jahresende auf die Situation vieler Erwerbstätiger auswirken. Insbesondere der Ausbildungsmarkt gilt als angespannt.

Dass die Verbraucher sich aktuell trotz der angespannten Lage so konsumfreudig zeigen, liegt daran, dass sich sowohl die Konjunkturerwartungen als auch die Einkommenserwartungen verbessert haben. Allerdings teilte die GfK mit, dass die jüngsten Ereignisse wie der Streit über die Lieferung und Verteilung von Impfstoffen und die deutliche Ausbreitung der dritten Infektionswelle nicht von der Befragung, die zwischen dem 3. und 15. März stattfand, berücksichtigt würden. Da die Infektionszahlen wieder anstiegen und viele Konsumenten verunsichert seien, sei es fraglich, ob die Verbesserung des Konsumklimas anhalten werde, hieß es von der GfK.

„Wohl ein Strohfeuer“

„Der erneute harte Lockdown wird dem Konsumklima schwer schaden und die aktuelle Verbesserung ein Strohfeuer bleiben. Eine nachhaltige Erholung der Konsumstimmung wird demnach weiter auf sich warten lassen – für Händler und Hersteller bedeutet das weiterhin schwierige Zeiten“, sagte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. Der Optimismus im März sei vor allem von der Einkommenserwartung getrieben worden. Viele Menschen, die etwa im Handel beschäftigt sind, hätten offenbar Aussicht auf ein Ende der Kurzarbeit. Auch viele in der Gastronomie Beschäftigte dürften sich auf die Öffnung der Außengastronomie gefreut haben. Die Anschaffungsneigung werde von den Einkommensaussichten quasi mitgenommen. Angesichts des turbulenten Coronagipfels und der wieder zurückgenommenen verlängerten Osterruhe dürfte auch eine wieder steigende Unsicherheit den Index sinken lassen.

Große Branchenunterschiede

Auch in die Jahresprognose der IAB-Forscher mischt sich Pessimismus. Für 2021 rechnen sie mit 2,59 Millionen Arbeitslosen. Das entspricht nur einem leichten Rückgang von 110000 im Vergleich zum Coronajahr. Auch die Zahl der Kurzarbeiter bleibt der Prognose zufolge auf einem hohen Niveau. Durchschnittlich 1,6 Millionen Erwerbstätige würden auch in diesem Jahr Kurzarbeitergeld beziehen. Die Forscher unterstellen ein Wirtschaftswachstum von 3,4% und sind damit etwas optimistischer als die Bundesregierung.

Um die Lage am Arbeitsmarkt zu entspannen, wird ein Kraftakt nötig sein. „Für eine Erholung des Arbeitsmarktes ist es notwendig, dass sich sowohl die Suchaktivität als auch die niedrige Neueinstellungsdynamik wieder erhöhen“, erklärte IAB-Ökonom Enzo Weber. Die IAB-Experten plädieren etwa dafür, Neueinstellungen mit Zuschüssen für Firmen anzukurbeln und bei Arbeitsmarkt-Maßnahmen vor allem Berufseinsteiger und Langzeitarbeitslose nicht aus den Augen zu verlieren.

Zwar präsentiere sich der deutsche Arbeitsmarkt auch im Vergleich mit anderen Volkswirtschaften robust, erklärten die Experten. „Dennoch werden die durch den wirtschaftlichen Schock ausgelösten Verschlechterungen auf dem Arbeitsmarkt auch bis Ende des Jahres noch nicht vollständig wieder aufgeholt sein.“ Auch die Branchen entwickeln sich durch den Lockdown sehr unterschiedlich. Während im Handel, Verkehr und Gastgewerbe wohl durchschnittlich 30000 Jobs entfallen, dürfte es etwa am Bau und bei den öffentlichen Dienstleistern Stellenaufbau geben. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) veröffentlicht am kommenden Mittwoch ihren Monatsbericht. Erwartet wird ein Rückgang der Arbeitslosenzahl um etwa 13000.