Verunsicherte Verbraucher belasten Euro-Wirtschaft
Dienstleister werden zunehmend pessimistischer
Wirtschaftsstimmung verschlechtert sich insgesamt im Euroraum – Inflationserwartungen dagegen stabil
mpi Frankfurt
Verunsicherte Verbraucher und pessimistischere Dienstleister trüben die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone. Der Economic Sentiment Indicator (ESI) der Europäischen Kommission gab im März überraschend nach. Der Index sank für den Euroraum um 1,1 Punkte auf 95,2 Zähler. Ökonomen hatten dagegen im Schnitt einen leichten Anstieg auf 96,7 Zähler erwartet. Der ESI ist so gestaltet, dass der langjährige Durchschnittswert bei 100 liegt.
Deutlich in den Keller ging die Stimmung bei Dienstleistern (−2), im Einzelhandel (−1,8) und Verbrauchern (−1). In der Bauindustrie gab es keine Veränderungen und das verarbeitende Gewerbe zeigte sich im März mit einem Anstieg um 0,2 Zähler etwas besser gelaunt.
Dienstleister und Handel leiden darunter, dass die Verbraucher weiterhin vorsichtig agieren bei ihren Ausgaben. Das zeigt sich nicht nur am GfK-Konsumklima für Deutschland, das eine deutlich zunehmende Sparneigung feststellt. Auch die Daten der EU-Kommission zeigen eine tiefe Verunsicherung der Konsumenten im gesamten Euroraum. Die Sorgen der Verbraucher über ihre zukünftige finanzielle Situation sind im März deutlich gewachsen, nachdem sie zuvor vier Monate lang kleiner geworden sind.
Sorge vor Rezession
Dies könnte an ihrer Einschätzung zur Lage am Arbeitsmarkt und allgemein zur konjunkturellen Entwicklung in ihrem Land liegen. Wie aus dem am Freitag veröffentlichten Consumer Expectations Survey (CES) der EZB hervorgeht, erwartet nur rund jeder vierte Befragte, dass die Wirtschaft in dem Land, wo er wohnt, in den kommenden 12 Monaten wachsen kann. Vier von zehn Teilnehmern rechnen dagegen mit einer Rezession.
Trotz dieser pessimistischen Sicht auf die Konjunktur erwarten die Menschen derzeit keinen großen Anstieg der Arbeitslosigkeit in Europa. Sie halten es aber im Vergleich zur vorherigen Befragung im Februar für deutlich schwieriger, einen neuen Job zu finden. Die Erwartungen an ihr eigenes Haushaltseinkommen legt leicht zu, was am Lohnwachstum liegen dürfte. Trotz der Prognose eines höheren Einkommens wollen sich die Befragten beim Konsum etwas stärker zurückhalten. 62% gaben beim CES an, mit höheren Konsumausgaben in den kommenden 12 Monaten zu rechnen, in der vorherigen Befragung waren es 62,9%. Zudem bleibt offen, wie viele der Befragten nur wegen der Inflation mit höheren Ausgaben im Jahresvergleich rechnen.
Inflationserwartungen stabil
Die Inflationserwartungen der Verbraucher sind im Median stabil geblieben. In einem Jahr rechnen sie weiterhin mit einer Teuerung von 2,6% und in drei Jahren mit 2,4%. Die Inflationserwartungen spielen bei der Preisentwicklung eine wichtige Rolle, da Menschen ihr Ausgabeverhalten mitunter an ihre Vorhersage der Inflation anpassen. Erwarten sie stark steigende Preise, ziehen sie Ausgaben vor, was den Inflationsdruck verstärkt.
Die EZB dürfte nicht nur zufrieden mit der Entwicklung der Inflationserwartungen der Verbraucher sein, sondern auch mit den Prognosen der Dienstleister. Die Verkaufspreiserwartungen im Service-Sektor sind laut ESI gefallen. In der Industrie und im Baugewerbe legten sie hingegen zu. Die EZB schaut allerdings derzeit verstärkt auf die Dienstleister, da von dieser Branche aktuell der mit Abstand größte Inflationsdruck ausgeht.