Handelskonflikt

War was?

Opa erzählt vom Handelskrieg: Das scheint die vorherrschende Gemütslage an den Finanzmärkten zu sein, wenn nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China in den Nachrichtentickern aufploppen. Was...

War was?

Opa erzählt vom Handelskrieg: Das scheint die vorherrschende Gemütslage an den Finanzmärkten zu sein, wenn nach einer gefühlten Ewigkeit mal wieder die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und China in den Nachrichtentickern aufploppen. Was flapsig klingen mag, ist de facto die Quintessenz jüngster Meinungsbilder von den Finanzmärkten. Ausweislich der einschlägigen Fondsmanagerumfragen der Bank of America hielten Mehrheiten der Marktteilnehmer 2018 und 2019 beinahe durchweg den Handelskrieg zwischen USA und China für das größte Marktrisiko. Noch vor anderthalb Jahren gingen 40% davon aus, dass der Handelskrieg zur neuen Normalität wird. Inzwischen rangiert dieses Risiko unter ferner liefen, was ein aktuelles Stimmungsbarometer von BlackRock unterstreicht: Demnach sind geopolitische Risiken – allen voran die Reibereien zwischen den größten Volkswirtschaften der Welt – nach Jahren erhöhter Anspannung vom Radar der Anleger und Analysten verschwunden.

Diese Nonchalance ist gefährlich, denn die Waffenruhe zwischen Washington und Peking ist trügerisch. Darüber können die Schmeicheleien im Anschluss an ein Telefonat zwischen der US-Handelsbeauftragten Katherine Tai und dem chinesischen Vizepremier Liu He nicht hinwegtäuschen. Tatsächlich sprach die chinesische Seite unter anderem von einem „offenherzigen“ Austausch, was jenseits diplomatischer Etikette so viel heißt wie: Wir haben einander ordentlich die Meinung gesagt.

Fakt ist: Seit Joe Biden im Weißen Haus sitzt, sind weder in nennenswertem Umfang Strafzölle gefallen, noch zeichnen sich Lösungen in Grundsatzfragen ab. Dazu zählt in erster Linie der Konflikt über Technologieführerschaft. Lieber baut Biden die Produktion von Halbleitern im eigenen Land aus, statt auch nur darüber nachzudenken, chinesische Konzerne von schwarzen Listen zu entfernen, um Engpässe durch eine Renaissance internationaler Arbeitsteilung zu beseitigen.

In diesem Umfeld reicht ein Funke, um das Pulverfass des vom Handels- zum Technologiekrieg mutierten Jahrhundertkonflikts zwischen den beiden Weltmächten aufs Neue zur Explosion zu bringen. Möglicherweise hat Biden gerade das Streichholz geworfen, indem er seine Geheimdienste anwies, ihre Suche nach den Ursprüngen des Coronavirus zu intensivieren. Für Peking ist das der größte anzunehmende Affront, schließlich nährt der Schritt den Verdacht, das Virus könnte seinen Ursprung doch in einem Labor in Wuhan haben. 

   (Börsen-Zeitung,

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