Frühbarometer für den deutschen Arbeitsmarkt

Weitere Industrie-Jobs in Gefahr

Frühbarometer für den deutschen Arbeitsmarkt verheißen nichts Gutes. Vor allem Industrie-Jobs sind in Gefahr, warnt das Ifo-Institut. Aber auch in Branchen mit Fachkräftemangel sieht es trübe aus.

Weitere Industrie-Jobs in Gefahr

Weitere Industrie-Jobs in Gefahr

ba Frankfurt

Die Konjunkturflaute in Deutschland zeigt sich zu Jahresbeginn in nahezu sämtlichen Branchen, insbesondere der schwächelnden Industrie. Frühbarometer signalisieren, dass die Aussichten trübe sind. Auch wenn im Januar die Personalplanung in der gesamten Wirtschaft etwas weniger restriktiv ausfielen, was aber nur auf den Dienstleistungssektor zurückzuführen war. „Die Lage am Arbeitsmarkt bleibt angespannt“, kommentierte Ifo-Experte Klaus Wohlrabe den Anstieg des Ifo Beschäftigungsbarometers um 1,0 auf 93,4 Punkte. „Es gibt weiterhin die Tendenz, Personal abzubauen.“

Tourismus und KI mit offenen Stellen

Das Barometer der Dienstleister verließ den zuletzt gezeigten kontinuierlichen Sinkflug und drehte in den positiven Bereich. „Im Tourismus und von IT-Dienstleistern werden neue Mitarbeiter gesucht“, hieß es beim Ifo. Im unrund laufenden Baugewerbe bestehe eher die Tendenz, die Mitarbeiterzahl konstant zu halten. In der Industrie zeichne sich aber gegenwärtig keine Erholung ab. Hier sei „auch ein struktureller Arbeitsplatzabbau zu beobachten, der langfristige Auswirkungen auf den gesamten Arbeitsmarkt haben wird“, erklärte die Arbeitsmarktexpertin Virginia Sondergeld von der Jobplattform Indeed. Der Handel spürt die schwache Kauflaune der Verbraucher – auch dort wird weniger Personal gebraucht, konstatieren die Münchener Wirtschaftsforscher.

Selbst in Branchen mit akutem Fachkräftemangel sinkt die Arbeitskräftenachfrage, meldet Indeed. So verzeichneten im Januar alle 25 untersuchten Jobkategorien im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang. Im Monatsvergleich sank die Zahl der Stellenanzeigen um 0,9%.

Mehrere Branchen mit stark gesunkener Arbeitskräftenachfrage

Der Stellenindex Bundesagentur für Arbeit (BA) verharrte im Januar bei 106 Punkten und signalisiert damit „eine weiter schwache Kräftenachfrage zu Jahresbeginn“, wie es in Nürnberg heißt. In nahezu allen Wirt-schaftszweigen sei die gemeldete Nachfrage im Jahresvergleich gesunken – „und zwar zum Teil in zweistelliger prozentualer Höhe“.

Besonders kräftige Rückgänge vermeldeten die Bereiche der qualifizierten Unternehmensdienstleistungen, Banken, Finanzen und Versicherungen sowie das Gastgewerbe, gefolgt von Information und Kommunikation und dem verarbeitenden Gewerbe. Absolut betrachtet verzeichnen laut BA die qualifizierten Unternehmensdienstleistungen und das verarbeitende Gewerbe das stärkste Minus.

Ein ähnliches trübes Bild hatte bereits das IAB-Arbeitsmarktbarometer gezeigt, das im Januar das fünfte Mal in Folge gesunken ist. Es liegt nun mit Ausnahme des Coronajahres 2020 auf dem Tiefststand. Experten erwarten, dass die BA am Freitag über einen Anstieg der Arbeitslosenzahl im Januar um 10.000 berichten wird. Die saisonbereinigte Arbeitslosenquote wird wohl auf 6,2% klettern, nach 6,1% im Dezember.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.