Arbeitslosigkeit

Weniger Arbeitslose in Eurozone trotz Gegenwind

Der europäische Arbeitsmarkt schlägt sich trotz drohender Rezession wacker. Für die EZB besteht das Risiko, dass ein steigender Lohndruck die Inflation befeuert – auch wenn in den USA bereits gegenläufige Tendenzen erkennbar werden.

Weniger Arbeitslose in Eurozone trotz Gegenwind

ast Frankfurt

Die Arbeitslosenquote in der Eurozone und in der gesamten Europäischen Union ist im Januar stabil geblieben. Das teilte das Statistikamt Eurostat am Donnerstag mit. Trotz der drohenden Rezession in einigen europäischen Volkswirtschaften verharrte sie im Monatsvergleich unverändert bei 6,7% – und damit nahe ihrem im Oktober vergangenen Jahres erreichten Allzeittief von 6,6%. Ökonomen hatten für Januar einen Rückgang der Arbeitslosenquote auf ebenjene 6,6% erwartet. Für die EU maßen die Statistiker eine ebenfalls unveränderte Arbeitslosenquote von 6,1%.

Die Zahl der Arbeitslosen sank in der Währungsunion um 220000 im Vergleich zu Dezember. Laut Eurostat waren in der Eurozone demnach im Januar 11,288 Millionen Menschen ohne Arbeit, in der EU insgesamt waren es 13,227 Millionen Personen. Gegenüber Januar 2022 sank die Zahl der arbeitslosen Personen in der EU um 318000 und im Euroraum um 220000. Die niedrigste Arbeitslosenquote weist nach europäischem Konzept Tschechien mit 2,5% auf (nach 2,3% im Dezember). Auf Rang 2 folgt Polen mit 2,8%, Deutschland landet im Januar mit 3,0% auf dem dritten Platz. Spanien weist mit 13,0% nach wie vor die höchste Arbeitslosigkeit auf.

Positiver Trend

Trotz des schwierigen ökonomischen Umfelds – Kaufkraftverluste durch die anhaltend hohe Inflation, die schwächelnde Weltkonjunktur und hartnäckige Materialengpässe belasten derzeit die Wirtschaft in der Eurozone – zeigt sich der Arbeitsmarkt weiterhin erstaunlich robust. Hinzu kommt, dass die europäischen Arbeitsagenturen hier in der nächsten Zeit keine Änderung erwarten.

Das European Labour Market Barometer, das das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg in dieser Woche veröffentlichte, kletterte bei seinem zweiten Anstieg in Folge auf 101,1 Punkte – und liegt damit weiterhin oberhalb der neutralen Marke von 100 Zählern. „Die Aussichten für die europäischen Arbeitsmärkte haben sich seit Jahresbeginn deutlich verbessert“, sagte IAB-Experte Enzo Weber. Die Arbeitslosenkomponente des Frühindikators stieg im Februar um 0,7 Punkte. Es wird demnach kein weiterer Anstieg der Arbeitslosigkeit erwartet. Die Beschäftigungskomponente stieg um 0,5 Punkte auf 102,3 Punkte, was einen deutlich positiven Ausblick signalisiert.

Der brummende Arbeitsmarkt dürfte nicht nur den Unternehmen angesichts des steigenden Lohndrucks Sorgen bereiten. Auch für die Europäische Zentralbank (EZB) könnte sich dies als Risiko entpuppen, da steigende Lohnforderungen die ohnehin zu hohe Inflation, die zudem im Februar negativ überraschte (siehe Bericht auf dieser Seite), noch weiter befeuern könnten.

Umgekehrte Spirale?

Auf eine umgekehrte Lohn-Preis-Spirale deuten allerdings in den USA erste Signale hin: Der Lohndruck verlangsamt sich dort, obwohl der Arbeitsmarkt stark angespannt ist. Ökonomen führen dies auf geringere Inflationserwartungen der Verbraucher zurück. Der aggressive Zinserhöhungsreigen der Fed könnte damit Wirkung gezeigt haben. Ob sich eine solche Entwicklung auch in der Eurozone zeigen wird, hängt auch von den Entscheidungen des EZB-Rats ab, der sich das nächste Mal am 16. März zur Zinssitzung trifft.

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