Arbeitsmarkt

Weniger Beschäftigte in der Industrie

Die Coronakrise hinterlässt weiter Spuren am Arbeitsmarkt. Erstmals seit zehn Jahren sank die Zahl der Beschäftigten in der Industrie. Fehlende Auszubildende und vorzeitig gelöste Ausbildungsverträge machen den Betrieben Schwierigkeiten.

Weniger Beschäftigte in der Industrie

ast Frankfurt

Die deutsche Industrie ist bislang vergleichsweise gut durch die Coronakrise gekommen. Nach dem Einbruch im Frühjahr 2020 erholte sich die Produktion deutlich. Allerdings bleibt die Lage der Beschäftigten angespannt. Erstmals seit 2010 ist ihre Zahl geschrumpft. Das gab das Statistische Bundesamt (Destatis) am Dienstag bekannt. Demnach beschäftigten die Betriebe des verarbeitenden Gewerbes mit mindestens 50 Mitarbeitern im Jahresschnitt etwa 5,5 Millionen Personen. Das sind 126000 oder 2,2% weniger als im Jahr zuvor. Zuletzt hatte die Finanz- und Wirtschaftskrise zu einem Rückgang um 2,4% geführt. Seitdem war die Zahl der Beschäftigten gestiegen.

Im Dezember ging die Zahl der Beschäftigten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nun um deutliche 2,7% zurück. Besonders groß war der Stellenabbau in der Metallindustrie (–5,8%). Nur Chemieindustrie (+1,6%) und Nahrungs- und Futtermittelhersteller (+0,1%) trotzten der Entwicklung. Auch die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden nahm im vergangenen Jahr ab – um 6,9% auf knapp 7,9 Milliarden Stunden.

Mit einer Erholung rechnen Experten erst in einigen Monaten. „Die Erwerbstätigkeit im verarbeitenden Gewerbe dürfte – ähnlich wie in der Gesamtwirtschaft – erst in der zweiten Hälfte dieses Jahres auf den Erholungspfad einschwenken“, sagte Ökonom Dominik Groll vom Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) der Nachrichtenagentur Reuters. „Das Wiedereinsetzen der wirtschaftlichen Erholung ab dem zweiten Quartal wird dann zunächst über einen Abbau der Kurzarbeit und dadurch resultierenden Anstieg der Arbeitszeit realisiert werden“, sagte Groll. Erst in der zweiten Jahreshälfte dürfte auch die Erholung der Erwerbstätigkeit an Fahrt gewinnen.

Azubis häufig überfordert

Derweil stellen unbesetzte Ausbildungsplätze und vorzeitig gelöste Verträge die Betriebe vor Herausforderungen. 2019 blieben nach aktuellen Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) 26% aller Ausbildungsplätze unbesetzt. 15% der Ausbildungsverträge wurden vorzeitig aufgelöst. Den Betrieben fällt es immer schwerer, ihren Fachkräftebedarf zu decken. Aufgrund der Corona-Pandemie war auch das Coronajahr schwierig auf dem Ausbildungsmarkt. Aufgrund der Unsicherheit entscheiden sich mehr potenzielle Auszubildende für einen weiteren Schulabschluss.

40% der vorzeitig gelösten Verträge wurden vom Betrieb aufgelöst. Als häufigste Gründe nannten die Betriebe fehlendes Engagement, mangelndes Sozialverhalten und Überforderung der Azubis. Deutliche Unterschiede zeigen sich differenziert nach Betriebsgröße: Vor allem Kleinstbetriebe nennen mangelndes Sozialverhalten als Grund für die Auflösung der Verträge. Größere Betriebe sehen häufiger Überforderung oder fehlende Eignung als wichtigste Ursache.