Widersprüchliche Signale aus Tokio
mf Tokio
Auf die anziehende Inflation antworten Japans Regierung und Notenbank auf widersprüchliche Weise. Premierminister Fumio Kishida kündigte für Ende April ein weiteres Konjunkturpaket an, das die Preissteigerungen abfedern und die Pandemiefolgen überwinden soll. Die Wirtschaft erleide einen „Doppelschlag“, klagte Kishida. Währenddessen hält die Bank of Japan an ihrer ultralockeren Geldpolitik fest und stemmt sich am Anleihemarkt gegen steigende Renditen. Damit beschleunigt sie die Talfahrt des Yen, was über die Importe die Inflation antreibt.
Wahl vor Augen
Das neuerliche Konjunkturpaket ist in erster Linie politisch motiviert. Schließlich tritt am 1. April erst einmal der Staatshaushalt für das neue Fiskaljahr mit Rekordausgaben von 107,6 Bill. Yen (785 Mrd. Euro) in Kraft. Dabei stehen noch 5 Bill. Yen als Sondermittel gegen die Pandemiefolgen bereit. Zudem hatte Kishida im auslaufenden Haushaltsjahr einen dritten Nachtragshaushalt über 55,7 Bill. Yen (407 Mrd. Euro) verabschiedet, der noch nicht aufgezehrt ist. Doch mit dem neuerlichen Extrapaket will Kishida seine Regierung und sich selbst mit Blick auf die Oberhauswahl im Juli publikumswirksam in Szene setzen. „Wir müssen schnell handeln, um eine Erholung der Wirtschaftsaktivität von der Pandemie zu gewährleisten und die Auswirkungen des Anstiegs der Rohöl- und anderer Preise aufgrund der Situation in der Ukraine zu bewältigen“, erklärte der Regierungschef.
Der Wertverfall der japanischen Währung droht Kishida einen Strich durch die Rechnung zu machen. Am Montag nahm der Abwertungsdruck deutlich zu, als die Notenbank zwei Mal eine unbegrenzte Menge Staatsanleihen mit einer Laufzeit zwischen fünf und zehn Jahren zu einer festen Rendite von 0,25% kaufen wollte. Diese Gebote sollen bis Donnerstag weiterlaufen, um den aktuellen Renditeanstieg zu stoppen. Die Bank of Japan betrachtet eine Inflation durch höhere Energiekosten nicht als nachhaltig und hält daher an ihrer Fixierung der 10-jährigen Rendite nahe 0% fest.
Doch auf ihre Operation am Anleihemarkt reagierte der Yen mit einem beschleunigten Verfall um 2,5% gegenüber Freitag. Nach diesem größten Kurssprung seit zwei Jahren erhielt man für einen Dollar erstmals seit August 2015 wieder über 125 Yen. Regierungssprecher Hirokazu Matsuno sagte nur, eine stabile Entwicklung der Wechselkurse sei wünschenswert. Notenbank-Gouverneur Haruhiko Kuroda hält einen schwachen Yen für positiv. Mit einer Intervention rechnen Experten daher erst bei einem Wechselkurs von über 130 Yen je Dollar.