Wie Donald Trump der russischen Wirtschaft indirekt schadet
Wie die USA Russlands Wirtschaft schaden
est Wien
Donald Trump hatte Russland von Anfang an keine neuen Zölle angedroht. Und auch im Übrigen herrscht bislang ein gutes Gesprächsklima zwischen beiden Mächten. Doch plötzlich ist es just Trump, der Russland einen wuchtigen Schlag versetzt, wie man es vorher nur von den westlichen Sanktionen kannte. Trumps Zollpolitik hat nämlich auch den Preis für Erdöl zum Absturz gebracht. Zwar erholte sich der Preis nach Trumps Rückzieher vom Mittwoch ein wenig. Doch bleibt er bis auf Weiteres belastet, zumal die Opec plus nun mehr Öl auf den Markt pumpt als erwartet.
Erdöl ist und bleibt Russlands wichtigstes Exportgut und damit zentrale Quelle für die staatlichen Haushaltseinnahmen, die wiederum zu einem beträchtlichen Teil in Krieg und Rüstung fließen. Man verfolge die angespannte Situation in der globalen Wirtschaft im Zusammenhang mit dem Rückgang des Ölpreises aufmerksam, ließ Kremlsprecher Dimitri Peskow am 7. April wissen.
Fallender Ölpreis
„Wenn es so weitergeht, wenn der Ölpreis weiter fällt, dann wird das schon zu einem ernsthaften Problem für das russische Budget“, sagt Vasily Astrov, Russland-Experte des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (WIIW).
Der Preis für die Nordseesorte Brent war am Mittwoch auf unter 60 Dollar je Barrel (159 Liter) und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang 2021 abgesackt. Anfang April hatte er noch im Bereich von 75 Dollar gelegen. Aktuell sind es gut 63 Dollar. Die wichtigste russische Ölsorte Urals zeigte in den vergangenen Tagen eine ähnliche Dynamik – begleitet von dem Faktum, dass Urals zuletzt mit einem hohen Abschlag von etwa zehn Dollar gegenüber Brent gehandelt wird. Das hat dazu geführt, dass Russland für sein exportiertes Öl am Mittwoch nur noch um die 50 Dollar je Barrel bekam.
„Toxische Kombination“
Nun ist das Budget auf Basis eines Preises von knapp 70 Dollar je Fass der Sorte Urals konzipiert. Gewiss, der Anteil der Einnahmen aus dem Verkauf von Öl und – in geringerem Ausmaß – Gas an den gesamten Budgeteinnahmen (für 2025 sind 40 Bill. Rubel, umgerechnet 420 Mrd. Euro veranschlagt) ist in den vergangenen Jahren von einem Drittel auf gut ein Viertel geschrumpft. Würde Russland also um zehn bis 15% weniger mit dem Ölverkauf verdienen als geplant, gingen dem Budget ein bis 1,5 Bill. Rubel verloren, rechnet Alex Isakov, Russlandökonom bei Bloomberg Economics, vor. Und warnt daher vor panischen Prognosen.
Das sieht Ökonom Astrov ähnlich, verweist aber auf „die derzeit wirklich toxische Kombination aus einem gefallenen Ölpreis und einem starken Rubel“. Für gewöhnlich sei es nämlich so, dass ein Ölpreisverfall zu einem niedrigen Rubelkurs führe, was dann die Situation für das Budget entschärfe. Gegenwärtig aber sei der Rubel aufgrund der russlandfreundlichen Haltung von Trump ungewöhnlich stark geworden – aktuell kostet der Dollar gerade einmal 86 Rubel. „Wenn sich an dieser Kombination nichts ändert, ist ein Budgetdefizit von 3 bis 4% der Wirtschaftsleistung durchaus möglich.“
Ob Russland also weiter Geld aus dem Nationalen Wohlfahrtsfonds nehmen wird, mehr Staatsanleihen emittiert oder beim Budget doch kürzt, wird sich in den nächsten Monaten zeigen.