Langsamere Lockerung
Langsamere Lockerung
Bank of England senkt Leitzins, will aber „ausreichend lange" restriktiv bleiben
Die Bank of England hat als erste große Notenbank nach der US-Wahl einen Zinsentscheid verkündet. Ihre Geldpolitiker senkten den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,75%. Ihre Aussagen deuten darauf hin, dass die Lockerung langsamer erfolgen dürfte als bislang erwartet. Der Haushalt der neuen Regierung trägt dazu bei.
hip London
Die Bank of England hat den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,75% gesenkt. Dabei machten die Mitglieder des geldpolitischen Komitees klar, dass die Lockerung der Geldpolitik künftig langsamer vonstattengehen wird. Acht der neun Mitglieder stimmten für die Senkung der Bank Rate. Allein Catherine Mann hätte gerne den Status quo beibehalten.
Die Geldpolitik werde „ausreichend lange“ restriktiv bleiben müssen, bis die Risiken für eine nachhaltige Rückkehr des Preisauftriebs zum Inflationsziel von 2,0% nachgelassen haben, heißt es im Protokoll der Sitzung. Am Markt hatte man vor ein paar Monaten noch auf eine wesentlich schnellere Lockerung spekuliert.
„Fortschreitender Inflationsabbau“
Gouverneur Andrew Bailey ließ durchblicken, dass „ein weiter fortschreitender Inflationsabbau“ der grundlegende Trend sei. Allerdings geht die Notenbank davon aus, dass der Haushalt der Labour-Schatzkanzlerin Rachel Reeves die Teuerungsrate innerhalb von zwei Jahren um einen halben Prozentpunkt erhöhen wird. Zudem werde er im kommenden Jahr einen Dreiviertelpunkt zum Wirtschaftswachstum beitragen.
„Die Wachstumsprognosen der Bank of England könnten mehr Ärger für Schatzkanzlerin Rachel Reeves bedeuten, denn ihre Annahmen für das mittelfristige Wachstum des Bruttoinlandsprodukts liegen unter denen des Office for Budget Responsibility (OBR)“, schrieb der Volkswirt Daniel Mahoney von Handelsbanken. „Das ist von wesentlicher Bedeutung, denn das OBR hatte die Wahrscheinlichkeit, dass Reeves ihre fiskalischen Ziele erreichen wird, lediglich auf etwas mehr als 50% geschätzt.“
Steigende Gilt-Renditen
„Seitdem sind die Renditen britischer Staatsanleihen (Gilts) gestiegen, und der US-Wahlausgang birgt mit Blick auf die Einführung von Zöllen ein mögliches Abwärtsrisiko für das Wachstum“, schrieb Mahoney. Die Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, die nach Ansicht vieler Volkswirte ebenfalls zu einem erhöhten Preisauftrieb führen wird, kommt im Protokoll der Sitzung gar nicht vor.
Allerdings gehen die Zentralbankökonomen nicht mehr davon aus, dass die Inflation 2026 den Zielwert erreichen oder darunter liegen wird. Im September war sie auf 1,7% gefallen. Höhere Energiepreise dürften aber dafür sorgen, dass sie den Zielwert schon bald wieder überschreiten wird.
Weiterer Schritt im Dezember wenig wahrscheinlich
„Die von uns bislang vorhergesagte weitere Lockerung im Dezember erscheint jetzt weniger wahrscheinlich“, sagte Jessica Hinds, Director bei Fitch Ratings. „Nun wären wohl sowohl bei der Inflation als auch bei den Löhnen Überraschungen nach unten nötig, um eine Mehrheit des Komitees dazu zu bringen, sich vor dem Jahresende erneut zu bewegen.“
Die Volkswirte des Nationalen Instituts für Wirtschafts- und Sozialforschung (NIESR) gehen für das kommende Jahr von einem Reallohnwachstum von 2,2% aus.
Lebensstandard erholt sich
„Arbeitnehmer werden eine anhaltende Erholung ihrer Lebensstandards sehen“, konstatieren sie. Allerdings wird die Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge für Arbeitgeber aus ihrer Sicht dazu führen, dass weniger neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Arbeitslosigkeit schrittweise zunimmt. In den drei Monaten per Ende August war die Arbeitslosenquote dem Statistikamt ONS zufolge von 4,1% auf 4,0% zurückgegangen.
Sie rechnen mit einem verhaltenen Wachstum von 1,2% im kommenden Jahr. Das OBR hat 2,0% auf der Rechnung. Wie ihrem am Vortag vorgelegten Wirtschaftsausblick für Großbritannien zu entnehmen ist, erwarten sie, dass die Teuerungsrate im Januar 2025 über 2,5% liegen wird. Das deutet nicht darauf hin, dass die geldpolitische Lockerung 2025 wieder Fahrt aufnehmen wird.
Wohnimmobilienpreise auf Rekordhoch
Unterdessen stiegen die Wohnimmobilienpreise im Oktober auf ein neues Rekordhoch. Wie der zur Lloyds Banking Group gehörende Hypothekenanbieter Halifax mitteilte, kostete ein Eigenheim im Schnitt 293.999 Pfund. Das waren 3,9% mehr als ein Jahr zuvor. Der Nordwesten verzeichnete den stärksten Preisanstieg. In London stieg der Durchschnittspreis auf 543.308 Pfund.