Politische Ungewissheit wirkt sich aus

Britische Wirtschaft bremst ab

Die britische Wirtschaft hat im Oktober weiter an Schwung verloren. Sinkende Kfz-Neuzulassungen und ein enttäuschender Einzelhandelsumsatz trugen dazu bei.

Britische Wirtschaft bremst ab

Britische Wirtschaft bremst ab

Schlechte Stimmung im Dienstleistungsgewerbe – Verbraucher halten Geld zusammen

hip London

Die britische Wirtschaft hat im Oktober weiter an Schwung verloren. Wie der Finanzdatenanbieter S&P Global mitteilte, sank sein Composite-Einkaufsmanagerindex auf den niedrigsten Stand seit November vergangenen Jahres. Die Kfz-Neuzulassungen gingen dem Autoverband SMMT zufolge im Vorjahresvergleich um 6% zurück.

Der vom British Retail Consortium ermittelte Einzelhandelsumsatz wuchs um lediglich 0,6%. Im vergleichbaren Vorjahresmonat hatte er noch um 2,6% zugelegt. „Nach einem guten Start in den Herbst war das Umsatzwachstum im Oktober enttäuschend“, sagte Verbandschefin Helen Dickinson. Sie machte dafür unter anderem die Ungewissheit vor dem ersten Haushalt der im Juli gewählten Labour-Regierung und steigende Energiepreise verantwortlich.

Privatpersonen zurückhaltend

Sieht man sich die Daten des SMMT genauer an, fällt auf, dass die Zahl der Kfz-Neuzulassungen von Privatpersonen um knapp 12% gesunken ist. Weniger als vier von zehn Fahrzeugen, die seit Jahresbeginn neu zugelassen wurden, entfielen auf private Autokäufer. In der Gesamtbetrachtung ging nicht nur die Zahl der Neuzulassungen von Pkw mit Verbrennungsmotor zurück, sondern auch die von Batterie- und Hybridautos.

„Die Erneuerung der Flotten über den Markt hinweg stellt den schnellsten Weg zur Dekarbonisierung dar“, sagte SMMT-CEO Mike Hawes. Rückläufige Neuzulassungen seien „kein gutes Signal für die Wirtschaft, für Investitionen oder die Umwelt“, fügte der Verbandschef hinzu. Um eine schnelle Transformation Richtung Elektromobilität zu erreichen, bedürfe es „wesentlicher Interventionen bei Anreizen, Infrastruktur und Regulierung“.

Ungewissheit belastet

Weil Schatzkanzlerin Rachel Reeves ihr Budget erst am 30. Oktober vorlegte, flossen die darin enthaltenen Steuererhöhungen und Kürzungen noch nicht in die Daten mit ein. Der Composite-Einkaufsmanagerindex ging von 52,6 Zählern im September auf 51,8 zurück. Werte über 50,0 deuten auf eine wirtschaftliche Expansion hin.

Der Einkaufsmanagerindex für die in Großbritannien dominante Dienstleistungsbranche bewegte sich von 52,4 auf 52,0 Zähler nach unten. „Eine erhöhte wirtschaftliche Ungewissheit und Sorgen über den wirtschaftlichen Ausblick für Großbritannien insgesamt haben sich negativ auf die Nachfragebedingungen ausgewirkt“, sagte Tim Moore, Economics Director bei S&P Global.

Die jüngste Expansion der Aktivität im Dienstleistungssektor sei die schwächste seit November 2023 gewesen. Das Wachstum des Neugeschäfts habe ein Viermonatstief markiert, sagte Moore. Aus seiner Sicht belasten die gestiegenen Lebenshaltungskosten weiterhin das Ausgabeverhalten der privaten Haushalte.

Haushalt als Wachstumshemmnis

Für den Einzelhandel war der Haushaltsentwurf schmerzhaft. Durch die Maßnahmen der Schatzkanzlerin wie die höheren Sozialversicherungsabgaben, den steigenden Mindestlohn und die Gewerbeimmobiliensteuer steigen die Kosten der Branche dem BRC zufolge um mehr als 5 Mrd. Pfund.

„Das zu managen, wird auf kurze Sicht Investitionen und Wachstum hemmen und die ohnehin niedrigen Margen weiter unter Druck setzen“, sagte Dickinson. Zudem riskiere die Regierung ein Anziehen der Inflation. Man hoffe, dass die Verbraucher in der Vorweihnachtszeit kauffreudiger werden.

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