Wohnungsbaumisere ohne Ende
Wohnungsbaumisere ohne Ende
Erneut weniger Wohnungsneubauten genehmigt – Rekordtief beim Kauf von Bauland
ba Frankfurt
Der schwächelnde Wohnungsbau kommt auch im Mai nicht auf die Füße: Erneut sind weniger Wohnungsneubauten genehmigt worden. Den stärksten Rückgang gab es bei den Einfamilienhäusern. Nachdem die Baugenehmigungen ein starkes Signal für den Neubau sind, rückt das von der Ampel-Regierung ursprünglich ausgerufene Ziel von 400.000 neuen Wohnungen jährlich damit in immer weitere Ferne. Zudem belegt eine Studie des Gewos-Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung die anhaltende Zurückhaltung potenzieller Hausbauer.
Fast ein Viertel weniger
Im Mai wurde der Bau von 17.800 neuen Wohnungen genehmigt. Das sind laut Statistischem Bundesamt (Destatis) 24,2% weniger als im Vorjahr. Im Vergleich zum Mai 2022 „sank die Zahl der Baugenehmigungen sogar um 43,9%“, ergänzten die Statistiker. Die 89.000 in den Monaten Januar bis Mai genehmigten Einheiten bedeuten einen Rückgang um 21,5% zum entsprechenden Vorjahreszeitraum. In den Zahlen enthalten sind sowohl Baugenehmigungen für Wohnungen in neuen Wohn- und Nichtwohngebäuden als auch für neue Wohnungen in bestehenden Gebäuden.
Allein in Neubauten wurden seit Jahresbeginn 71.400 Einheiten genehmigt. Das sind 24,0% weniger als im Vorjahr. Dabei ist den Statistikern zufolge die Zahl der Baugenehmigungen für Einfamilienhäuser um 31,5% auf 15.500 gesunken. Bei den Zweifamilienhäusern wurde ein Rückgang um 15,7% auf 5.500 gemessen. Bei der zahlenmäßig stärksten Gebäudeart, den Mehrfamilienhäusern, verringerte sich die Zahl der genehmigten Wohnungen deutlich um 21,7% auf 47.900 Wohnungen.
Die Branchenverbände zeigten sich enttäuscht: „Noch immer herrscht tiefe Flaute am Wohnungsmarkt“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Tim-Oliver Müller. Zwar habe die Bundesregierung eine Fülle von Maßnahmen zur Belebung der Wohnungsbaukonjunktur auf den Weg gebracht. Diese seien allerdings entweder mit noch zu geringen Geldmitteln unterlegt, befänden sich in einer langwierigen Umsetzungsphase oder seien nur mit begrenzter zeitlicher Wirkung ausgestattet. Ohne einen radikalen Einschnitt bei kostentreibenden Vorgaben werde sich nichts ändern. Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer Zentralverband Deutsches Baugewerbe, bezeichnete es daher auch als Lichtblick, dass die Politik mit einem Gesetzentwurf zum Gebäudetyp E die Initiative ergreife. Nicht immer müsse nur der Stand der Technik rechtssicher gebaut werden dürfen, sondern auch nur das technisch Notwendige. „Nur wenn Bauherren und Investoren ihre Projekte genehmigen lassen und uns beauftragen, kommen rund zwei Jahre später neue Wohnungen auf den Markt“, mahnt Pakleppa. „Es braucht kein Statistikstudium für die Erkenntnis, dass Deutschland in eine tiefe Wohnungsbaukrise schlittert.“
Besser sieht es Müller zufolge im Nichtwohnungsbau aus. „Die Firmen, die nicht ausschließlich auf den Wohnungsbau fixiert sind, haben mittlerweile die Konsequenzen gezogen und sind nun stärker im öffentlichen und gewerblichen Hochbau engagiert.“ Allerdings könne – zumindest bislang – das Genehmigungsplus im Nichtwohnungsbau den steilen Absturz im Wohnungsbau nicht kompensieren.
Laut der Gewos-Analyse rutschten die Zahl der Transaktionen von baureifem Wohnbauland und der damit verbundene Flächenumsatz im vergangenen Jahr auf die tiefsten Stände seit Beginn der Zeitreihe 1995. So wurden 2023 bundesweit rund 46.700 Kauffälle von baureifem Wohnbauland registriert, das sind 34,2% weniger als 2022. Der damit verbundene Flächenumsatz sank um 39,5% auf rund 4.400 ha, während der Geldumsatz um 45,2% auf rund 8,9 Mrd. Euro fiel.