Firmenpleiten

Zahl der Insolvenzen zieht wieder an

Im ersten Quartal sind im Jahresvergleich zwar weniger Unternehmen pleitegegangen, doch die beantragten Regelinsolvenzen im Mai zeigen, dass die Zahlen wieder anziehen.

Zahl der Insolvenzen zieht wieder an

ba Frankfurt

Die Zahl der Insolvenzen in Deutschland steigt wieder. Das belegen neue Zahlen von Destatis. Große Sprünge sind derzeit dem IWH-Insolvenztrend zufolge aber nicht zu erwarten. Und auch die Auswirkungen des Ukraine-Krieges, der derzeit neben der hohen Inflation, drastisch gestiegenen Energiekosten und dem anhaltenden Lieferkettenstress die Wirtschaft belasten, werden sich erst später im Jahresverlauf zeigen. Positive Auswirkungen auf das Insolvenzgeschehen zum Jahresstart hat der robuste Arbeitsmarkt.

Laut dem Statistischen Bundesamt (Destatis) wurden im Mai 8,4% mehr Regelinsolvenzen beantragt als im Monat zuvor. Im April hatten die Wiesbadener Statistiker noch einen Rückgang um 20,8% verzeichnet. Während der Corona-Pandemie wa­ren die Insolvenzzahlen durch gesetzliche Sonderregelungen und Wirtschaftshilfen zeitweise deutlich zurückgegangen. Seit Mai 2021 sind aber keine dieser Sonderregeln mehr in Kraft. Die Zahl der beantragten Regelinsolvenzverfahren gibt als Frühindikator Hinweise auf die Entwicklung der Unternehmensinsolvenzen.

Den bislang vorliegenden endgültigen Zahlen für das erste Quartal zufolge sank im Zeitraum Januar bis März die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen um 7,4% im Jahresvergleich auf 3483. Die voraussichtlichen Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 3,9 Mrd. Euro – nach rund 17,1 Mrd. Euro im selben Vorjahreszeitraum. Die meisten Unternehmensinsolvenzen gab es im Baugewerbe mit 650 Fällen (+6,9% im Jahresvergleich) sowie im Handel – einschließlich Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen – mit 522 Verfahren (−6,1%).

Weniger Verbraucherpleiten

„Durch den starken Arbeitsmarkt entwickeln sich auch bei Unternehmensinsolvenzen derzeit keine auffälligen Strukturkrisen“, sagte der Chef des Bundesverbands der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID), Christoph Niering. Insbesondere gut ausgebildete Arbeitnehmer würden meist sofort neue Beschäftigung finden. „Die Menschen, die hinter dem Unternehmen stehen, trifft es aktuell nicht mehr so dramatisch wie in früheren Krisenzeiten“, sagte der VID-Vorsitzende.

Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen sank im ersten Quartal 2022 gegenüber Vorjahr um 24,9%. „Damit hat sich der starke Anstieg der vergangenen Monate umgekehrt“, hieß es bei Destatis. Anfang 2021 hatten die Verbraucherinsolvenzen kräftig zugenommen, da viele Betroffene auf die Reform der Restschuldbefreiung gewartet hatten; dies mache sich nun als Basiseffekt bemerkbar, so die Statistiker. Die Neuregelung verkürzt das Restschuldbefreiungsverfahren von sechs auf drei Jahre und ermöglicht den Betroffenen einen schnelleren wirtschaftlichen Neuanfang. „Die Nachholeffekte der Reform sind nun aber abgearbeitet“, sagte Niering. Mitursächlich sei aber auch in diesem Fall der starke Arbeitsmarkt, da der Jobverlust neben Krankheit und Ehescheidung zu den Hauptgründen für die private Überschuldung gehöre. Falle die Arbeitslosigkeit deutlich geringer aus, wirke sich dies automatisch auf die Entwicklung der Verbraucherinsolvenzzahlen aus, erklärte Niering.

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