BIZ-Jahreswirtschaftsbericht

Zentralbank der Zentralbanken mahnt zur Umsicht

Die Zentralbanken bewegen sich aktuell im Zwiespalt zwischen Konjunkturoptimismus und Sorgen vor Coronamutationen. Die Dachorganisation der Zentralbanken mahnt nun Flexibilität und Umsicht an.

Zentralbank der Zentralbanken mahnt zur Umsicht

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Die Zentralbank der Zentralbanken BIZ sieht den Ausblick für die Weltwirtschaft aktuell mit extrem großer Unsicherheit behaftet – wobei sie aber explizit auch die Möglichkeit betont, dass das Wachstum deutlich stärker ausfällt als gemeinhin erwartet. „Die Aufwärts- und Abwärtsrisiken für das Wachstum sind groß“, schreibt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in ihrem am Dienstag ver­öffentlichten Jahreswirtschaftsbericht. Mit Blick auf die nächste Phase der Erholung müssten sich die politischen Entscheidungsträger auf „neue, aber nicht weniger schwierige Herausforderungen einstellen“.

Mit ihren Aussagen untermauert die BIZ den Zwiespalt, in dem sich aktuell nicht zuletzt die Notenbanker befinden: Einerseits schürt die fortschreitende Impfkampagne den Konjunkturoptimismus, während die Inflation stark steigt; andererseits führt die Delta-Mutation des Coronavirus zu Sorgen vor einer neuen Infektionswelle und neuerlichen Lockdowns. Zugleich kann der Bericht als Mahnung verstanden werden, dass sich die Zentralbanken nicht allein auf die Abwärtsrisiken konzentrieren und sich nicht zu sehr auf eine noch lange ultralockere Geldpolitik verpflichten sollten.

Die BIZ argumentiert nun zwar in ihrem Bericht, dass das Wachstum enttäuschen könnte und die Kreditverluste zunehmen könnten, wenn das Virus nicht eingedämmt werde. Genauso könnten der „enorme fiskalische Stimulus“, besonders in den USA, und der Abbau der kumulierten Ersparnis der Privathaushalte aber auch zu stärkerem Wachstum führen – und zu höherer Inflation.

„Die Politik muss Unterstützung bieten und gleichzeitig flexibel bleiben und politischen Spielraum bewahren“, sagte BIZ-Chef Agustín Carstens. Die fiskalische Unterstützung müsse künftig gezielter ausgestaltet werden und die Geldpolitik müsse „flexibel und umsichtig“ agieren, so Mexikos Ex-Notenbankchef.

Eindringlich warnt die BIZ davor, die drastisch gestiegenen Staatsschulden als unproblematisch anzusehen, nur weil die Zinsen sehr niedrig sind. „Es wäre unvernünftig, sich auf diese Konstellation zu verlassen“, so Carstens. Sorgen um die Tragfähigkeit der Schulden führten zu steigenden Zinsen, die die Staaten vor Probleme stellen könnten.

Die BIZ mahnt zudem, dass die umfangreichen Staatsanleihekäufe die Zinssensibilität der öffentlichen Finanzen erhöht hätten. Das werde „oft übersehen“, so Carstens. Un­längst hatte die Bundesbank in die gleiche Richtung argumentiert und damit auch die Debatte über fiskalische Dominanz über die Geldpolitik befeuert (vgl. BZ vom 22. Juni).