Energiepolitik

Ziele für Gasein­speicherung in Gefahr

Die Einspeicherung von Erdgas kommt voran. Strategisch wichtige Speicher im Süden und der größte deutsche Erdgasspeicher in Rehden liegen aber unter Plan. Der bis 1. November angepeilte Füllstand von 95% wird flächendeckend schwer zu erreichen sein.

Ziele für Gasein­speicherung in Gefahr

BZ Berlin

Die Einspeicherung von Erdgas in deutschen Gasspeichern kommt zwar schneller voran als vom Gesetzgeber gefordert, auf den letzten Metern vor dem Start in den Winter dürfte es mit Blick auf die angepeilten Füllstände dennoch knapp werden. „Die Gasspeicher in Deutschland werden mit einer bewundernswerten Geschwindigkeit befüllt“, sagte der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, am Dienstag. Drei Viertel der Speicher seien bereits zu mehr als 80% befüllt. Allerdings machten „knapp zwei Handvoll“ der Speicher mit deutlich niedrigeren Füllständen weiter Sorgen, wie Müller einräumt.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit eine Art Puffersystem für den Gasmarkt. Vor dem Hintergrund der seit Monaten gedrosselten Gaslieferungen aus Russland und eines möglichen Lieferstopps kommt ihnen im nächsten Winter eine besonders wichtige Bedeutung zu. Seit dem Wochenende liegt der Füllstand insgesamt oberhalb von 80%.

Zu den Speichern, deren Füllstand noch deutlich unterhalb von 80% liegt, zählen für die Versorgung strategisch wichtige Gasspeicher im Süden sowie der bundesweit größte Speicher im niedersächsischen Rehden, wo die Befüllung aus physikalischen Gründen nicht schneller vorangetrieben werden könne. „Darum werden wir nicht für alle Speicher die 95% garantieren können“, sagt Müller zu den Vorgaben der Bundesregierung für den Füllstand zum 1. November. Eine neue Verordnung sieht vor, dass die Speicher am 1. Oktober zu mindestens 85% gefüllt sein müssen. Die bis zum 1. September geforderten 75% wurden zwei Wochen früher erreicht.

Auch der Geschäftsführer des sogenannten Marktgebietsverantwortlichen Trading Hub Europe (THE), Torsten Frank, fürchtet, dass Deutschland nicht alle seine Gasspeicher wie gesetzlich gefordert füllen kann. „Wir werden viele Speicher bis zum November zu 95% füllen können, aber nicht alle“, sagte er der „Rheinischen Post“. Eine bundesweite Gasmangellage erwarte er jedoch nicht. „Es kann aber gegebenenfalls regionale Mangellagen geben, das lässt sich leider nicht ausschließen.“ Er sei aber sehr zuversichtlich, „dass die privaten Haushalte in diesem Winter nicht frieren müssen“.

Sollte es zu einer akuten Gasknappheit kommen, würde es Müller zufolge nur noch darum gehen, die Schäden so gering wie möglich zu halten. „Es gibt in einer Gasmangellage keine gute Entscheidung mehr, weil dann zu wenig Gas da ist“, sagte er am Dienstag.

Die für Ende August angekündigte neuerliche Wartung der Ostseepipeline Nord Stream 1 hält Müller für unbegründet. „Auch diese Wartungsunterbrechung ist für uns technisch nicht nachvollziehbar“, sagt er. Die Erfahrung zeige, dass Russland „nach jeder sogenannten Wartung eine politische Entscheidung getroffen“ habe. Vom 31. August bis zum 2. September soll wegen Wartungsarbeiten kein Gas nach Deutschland fließen, wie der russische Staatskonzern Gazprom zuletzt mitgeteilt hat. Danach sollten täglich wieder 33 Mill. Kubikmeter Erdgas – rund 20% der täglichen Maximalleistung – via Nord Stream 1 geliefert werden. Auf dieses Volumen hat Russland den Gasfluss durch die Ostseepipeline bereits Ende Juli gedrosselt.