Zins-Bombe in Ungarn
BZ Frankfurt
Ungarns Notenbank wird im Kampf gegen eine steigende Inflation möglicherweise schon im Juni die Zinsen anheben. Sie dürfte in diesem Fall innerhalb in der Europäischen Union die erste Zentralbank sein, die im Zuge einer Erholung von der Coronakrise Schlüsselsätze erhöht. Darauf hat Notenbank-Vizechef Barnabas Virag die Märkte mit entsprechenden Kommentaren eingestellt. Bislang hatten Ökonomen damit gerechnet, dass Tschechiens Zentralbank den Anfang machen würde. Auch Norwegens Zentralbank hat angekündigt, dieses Jahr die Zinswende einzuleiten.
Virag sagte, dass die Geldpolitik ab kommenden Monat mit einer vollständigen Öffnung der Wirtschaft in eine neue Phase eintrete. „Und es ist es wert, die Möglichkeit einer Anhebung des Basissatzes schon im Juni zu prüfen“, erläuterte er. Damit habe die Zentralbank „eine Bombe platzen lassen“, schrieben die ING-Analysten Peter Virovacz und Petr Krpata.
Die Ungarische Nationalbank hat ihren Basiszins stufenweise auf das Rekordtief von 0,6% gesenkt. Die Inflationsrate lag im April bei 5,1% – der höchste Wert seit 2012. Laut Notenbank-Vize Virag könnte eine Zinsanhebung einer Entscheidung über die laufenden Anleihenkäufe vorausgehen. Für die Einschätzung der Risiken werde der Inflationsbericht im Juni entscheidend sein. „Wir dürfen die Risiken eines anhaltenden Anstiegs der Inflation nicht unterschätzen“, sagte er.