Inflation schwächer als erwartet

Zinssenkung der Bank of England rückt näher

Die Inflation in Großbritannien fällt schwächer aus als erwartet. Eine Zinssenkung der Bank of England im Mai wird wahrscheinlicher. Zumal auch die Teuerung für Dienstleistungen spürbar nachlässt.

Zinssenkung der Bank of England rückt näher

Zinssenkung der
Bank of England
rückt näher

Inflation schwächer als erwartet – Kernrate fällt ebenfalls

mpi Frankfurt

Zum zweiten Mal in Folge hat die Inflation in Großbritannien nachgelassen. Im März legten die Verbraucherpreise im Jahresvergleich um 2,6% zu, nach 2,8% im Februar. Von Reuters befragte Ökonomen hatten im Schnitt lediglich einen Rückgang um 0,1 Prozentpunkte erwartet. Auch die Monatsrate ist niedriger als Volkswirte erwartet hatten. Wie das britische Statistikamt ONS mitteilte, legten die Verbraucherpreise von Februar auf März um 0,3% zu.

Die niedriger als erwarteten Inflationsdaten dürften die Wahrscheinlichkeit einer Zinssenkung der Bank of England (BoE) im Mai erhöhen. Zumal auch die Inflation für Dienstleistungen, die bei der Notenbank unter besonderer Beobachtung steht, im März spürbar von 5,0 auf 4,7% gefallen ist. In diesem Bereich benötigt die BoE mittelfristig weitere Fortschritte, um ihr Inflationsziel von 2,0% für den gesamten Warenkorb zu erreichen.

Löhne im Fokus der Bank of England

Dass dies kein Selbstläufer ist, zeigten die jüngsten Arbeitsmarktdaten. Die Löhne wuchsen im Zeitraum Dezember bis Februar mit 5,9% weiterhin kräftig, was die Kosten insbesondere für Unternehmen im arbeitsintensiven Dienstleistungssektor erhöht. Ökonomen gehen allerdings davon aus, dass sich der Arbeitsmarkt in den kommenden Monaten abkühlt. Damit dürfte das Lohnwachstum nachlassen, wenn auch nur sukzessive.

Für die Disinflation bei den Verbraucherpreisen im März waren vor allem sinkende Benzin- und stabile Lebensmittelpreise verantwortlich. Als Reaktion auf den von US-Präsident Donald Trump angezettelten globalen Zollkrieg ist der Ölpreis gefallen, sodass niedrigere Energiekosten auch in den kommenden Monaten den Inflationsdruck reduzieren könnten.

Ebenso wie ein schwächeres Wirtschaftswachstum durch aufgeschobene Unternehmensinvestitionen und einen geringeren Konsum der Verbraucher. Mögliche Gegenzölle Großbritanniens und Störungen in globalen Lieferketten könnten wiederum die Inflation erhöhen. Wie genau sich der Zollkonflikt auf die Inflation auswirken wird, ist laut BoE-Gouverneurin Sarah Breeden noch offen.

Teuerung dürfte wieder steigen

ING-Ökonom James Smith erwartet trotz des Handelskonflikts, dass britische Verbraucher in den kommenden Monaten für Öl und Gas wieder tiefer in die Tasche greifen müssen. Auch die Wasserrechnungen dürften steigen. In der Folge erwartet er einen Anstieg der Inflation Richtung 3,5% bis zur Jahresmitte.

„Auf dem Papier sollte all dies für die Bank of England kein Grund zur Sorge sein“, sagt Smith. Denn Energiepreise sind deutlich volatiler als andere Komponenten und lassen sich zudem über Zinsanpassungen wenig bis gar nicht beeinflussen. Nicht von ungefähr schauen Notenbanker aus aller Welt für den Inflationstrend lieber auf die Kernrate, die Lebensmittel- und eben Energiepreise ausklammert. Im März ist diese in Großbritannien von 3,5 auf 3,4% gefallen. „Doch nach mehreren Jahren erhöhter Inflation achten die politischen Entscheidungsträger stärker auf den Druck der Energiepreise als sonst“, gibt Smith zu Bedenken.

Da er eine Entspannung bei der Dienstleistungsinflation erwartet, geht er dennoch davon, dass die Bank auf England einmal pro Quartal die Zinsen um 25 Basispunkte senken wird. Auch die Finanzmärkte preisen eine Lockerung im Mai ein.

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