Zweifel an den Arbeitsmarktdaten
Zweifel an den Arbeitsmarktdaten
Britischer Finanzausschuss macht Bedenken geltend – Notenbankchef gibt Probleme zu
hip London
Der Streit um die Zuverlässigkeit der britischen Arbeitsmarktdaten geht in eine neue Runde. Nun hat sich der Finanzausschuss des Unterhauses eingeschaltet. Es geht um die Labour Force Survey, eine Umfrage, die kaum noch Rückschlüsse zulässt, weil sich immer weniger daran beteiligen.
„Wir haben wesentliche Bedenken, was die Fähigkeit des Vereinigten Königreichs angeht, eine angemessene Geld- und Fiskalpolitik zu verfolgen, wenn verlässliche Daten zum Arbeitsmarkt fehlen“, heißt es in einem Schreiben der Ausschussvorsitzenden Meg Hillier an den Chef des Statistikamts ONS.
Eine Frage der Priorität
Darin fordert sie einen Zeitplan für die Einführung der „Transformed Labour Force Survey“, die an die Stelle der alten Umfrage treten soll. Zudem fragt Hillier, welche Priorität die Statistiker der Lösung des Problems beimessen. Sie wolle auch wissen, welche Schritte bereits ergriffen wurden, und setzte dem ONS eine Frist bis zum 4. Dezember, ihre Anfragen zu beantworten.
Der Gouverneur der Bank of England, Andrew Bailey, hatte am Dienstag vor dem Ausschuss erklärt, die Daten seien ein „integraler Bestandteil“ der Vorhersagen der Notenbankökonomen. Aber aufgrund der Probleme mit der Labour Force Survey wisse man nicht, ob man gute Angaben oder keine guten Angaben zur Arbeitsmarktpartizipation in Großbritannien habe. Das sei aber „ein wichtiges Signal für die Enge des Arbeitsmarkts“.
Fehlende Daten
Zuvor hatte bereits die Geldpolitikerin Catherine Mann beklagt, dass es keine Daten über die Zu- und Abflüsse zum und vom Arbeitsmarkt gebe. Der unabhängige Haushaltshüter David Miles vom Office for Budget Responsibility hatte erklärt, er sei wegen der Probleme mit der Labour Force Survey nicht sehr zuversichtlich, was das Bild angehe, das er durch die Arbeitsmarktdaten bekomme.
Der Thinktank Resolution Foundation stellte am Mittwoch fest, das ONS habe ein übermäßig pessimistisches Bild von der Situation am Arbeitsmarkt gezeichnet. Die Beschäftigungsquote sei wesentlich höher, als die Labour Force Survey nahelege.
Einkaufsmanager blasen Trübsal
Unterdessen veröffentlichte der Finanzdatenanbieter S&P Global das Ergebnis seiner Blitzumfrage unter Einkaufsmanagern im November, das von einer deutlich eingetrübten Stimmung über alle Sektoren der britischen Wirtschaft hinweg zeugt.
Der Einkaufsmanagerindex für die dominante Dienstleistungsbranche ging von 52,0 Zählern im Oktober auf 50,0 zurück. Das ist genau der Wert, dessen Überschreiten wirtschaftliches Wachstum und dessen Unterschreiten eine Schrumpfung signalisiert. Es war der niedrigste Stand seit 13 Monaten. Der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe sank von 49,9 auf 48,6 Zähler. Der Flash Composite PMI fiel von 51,8 auf 49,9 Zähler.
Optimismus verpufft
Der Optimismus der Firmen sei seit den Parlamentswahlen im Juli stark zurückgegangen, sagte der Volkswirt Chris Williamson von S&P Global Market Intelligence. Im November sei er dann auf den tiefsten Stand seit Ende 2022 gefallen. Die Abwärtsentwicklung bei Output und Beschäftigung sei marginal, stehe aber in deutlichem Kontrast zu dem im Sommer verzeichneten Wachstum.
Das ONS veröffentlichte zudem Daten zum Einzelhandelsumsatz. Er fiel im Oktober um 0,7%. Volkswirte hatten nur einen Rückgang von 0,3% erwartet.