Deutsche Telekom

25 Jahre T-Aktie

Der Höhenflug der T-Aktie und der anschließende massive Absturz ist kein Schnee von gestern. Er stellt vielmehr eine Lehrstunde für Anleger dar.

25 Jahre T-Aktie

Als die Deutsche Telekom am 18. November 1996 zum ersten Mal an der Börse notierte, war die Spannung groß. Denn würde die von der ehemals staatlichen Post abgespaltene Tochter auch am Kapitalmarkt überzeugen? Analysten und Medien waren da eher skeptisch. Doch zog die Deutsche Telekom alle Register, um für ihre Aktie zu werben. Es liefen Werbespots wie für ein neues Waschmittel, für Privatanleger wurde extra ein Informations- und Treueprogramm aufgelegt, und passend zur Volksaktie Telekom warb der beliebte Schauspieler Manfred Krug für die Neuemission. Und nicht nur Telekom-Vorstandschef Ron Sommer, sondern auch Postminister Wolfgang Bötsch und andere formten mit ihren Händen ein T als Symbol für die T-Aktie.

Das intensive Werben für die T-Aktie war denn auch erfolgreich. Der erste Börsengang der Telekom war fünffach überzeichnet und es lagen Zeichnungsaufträge von 1,9 Millionen Privatanlegern vor. Vor allem startete die T-Aktie an ihrem ersten Handelstag über ihrem Ausgabepreis von 28,50 D-Mark (14,57 Euro) je Aktie und legte bis auf einen Schlusskurs von 33,90 D-Mark zu.

Danach begann an den Aktienmärkten bis zum Frühjahr 2000 eine Party sondergleichen und dass es auch einmal ein böses Erwachen geben könnte, das war zumindest vielen Börsenneulingen wohl kaum bewusst. Billiges Geld trieb die Kurse von Telekom-, Medien und Internettiteln an. In Deutschland blühte der Neue Markt auf, jeder fing an zu spekulieren und die Euphorie an der Börse war riesig. In diesen Jahren wurden die Anleger mit T-Aktien reich, kletterte der Kurs doch bis auf ein Hoch von mehr als 100 Euro je Aktie Anfang März 2000. Solch eine Hausse für die Telefonsparte der Post hätte zuvor niemand für möglich gehalten.

Dem Bund, der die Telekom weitgehend privatisieren wollte, war diese Entwicklung natürlich sehr recht. Beim zweiten Börsengang im Juni 1999 konnte bereits ein Platzierungspreis von 39,50 Euro erzielt werden. Beim dritten Börsengang im Juni 2000, bei dem Telekom-Aktien der Staatsbank KfW platziert wurden, lag der offizielle Ausgabepreis bereits bei 66,50 Euro. Wieder wurden Privatanleger mit speziellen Vergünstigungen beworben. Und während das Interesse der Institutionellen verhalten blieb, gab es allein drei Millionen Zeichnungsaufträge von Privatinvestoren. So wurden satte 70% des dritten Börsengangs an private Anleger zugeteilt, im Vergleich zu 43% beim ersten und 54% beim zweiten Börsengang.

Als dann die Dotcom-Blase weltweit platzte, gab es auch für die gehypte T-Aktie keinerlei Halt mehr. Vor allem für die zahlreichen Privatanleger folgte ein böses Erwachen. Im Juni 2002 fiel der Kurs der T-Aktie unter 10 Euro, und aufgrund des Kursdebakels trat Vorstandschef Ron Sommer am 16. Juli 2002 zurück.

Inzwischen ist es ruhiger um die T-Aktie geworden. Der Konzern erwirtschaftet stetige Cash-flows, zahlt attraktive Dividenden und hat mit T-Mobile US eine erfolgreiche Beteiligung in den USA. Für Anleger, die von Anfang an dabei waren, hat sich ein Engagement in der T-Aktie laut Bloomberg über 25 Jahre sogar gelohnt. Sie kommen inklusive Dividenden auf eine Wertsteigerung von 184%.

Gleichwohl stellt die T-Aktie für viele Privatanleger immer noch ein Trauma dar. Denn etliche Kleinanleger haben sich von Werbung und Kursanstiegen blenden lassen und sind zum Teil mit beträchtlichen Summen zur Hochzeit in die Aktie eingestiegen. Die Folge waren hohe Verluste sowie häufig einer Abkehr vom Aktienmarkt. Vor diesem Hintergrund ist der Höhenflug der T-Aktie und der massive Absturz auch kein Schnee von gestern, sondern heute noch hochinteressant. Denn er stellt letztendlich eine Lehrstunde für Anleger dar, die den Anlageerfolg befördern kann.

So sollten sich Investoren nicht von steigenden Kursen blenden lassen. Denn wenn der Kurs einer Aktie deutlich klettert, so heißt das noch lange nicht, dass sich dieser Anstieg dauerhaft fortsetzt. Es ist immer besser, eine Aktie relativ günstig zu kaufen und auch auf die Fundamentals zu schauen. Zudem gilt es bei der Geldanlage möglichst ohne Emotionen zu handeln. Eine Aktie wird nicht dadurch attraktiv, nur weil ein bekannter Schauspieler dafür wirbt. Und wenn Bekannte mit einem Wertpapier hohe Gewinne erzielen, ist das auch kein Grund, einzusteigen. Risiken am Aktienmarkt lassen sich durch eine breite Streuung merklich senken. Wer nur in eine Aktie investiert, erleidet eher Schiffbruch. Dies haben etliche Anleger bei der T-Aktie lernen müssen.(Börsen-Zeitung, 10.11.2021)

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