KommentarChipausrüster

ASML auf holprigem Terrain

Der stärker als erwartet ausgefallene Einbruch der Auftragseingänge beim Chipausrüster ASML beunruhigt die Anleger. Die Furcht geht um, dass der Handelskrieg zwischen den USA und China die Geschäfte der Halbleiterindustrie dauerhaft schmälert.

ASML auf holprigem Terrain

ASML

Auf holprigem Terrain

Von Stefan Kroneck

Wenn ASML ihre Quartalszahlen vorlegt, trifft das bei Anlegern von Technologiewerten auf große Beachtung. Denn der niederländische Chipausrüster gilt als Frühindikator für die zyklische Halbleiterindustrie. Das, was Europas wertvollster Technologiekonzern am Mittwoch veröffentlichte, war gar nicht nach dem Geschmack der Investoren. Die Aktie von ASML büßte zeitweise nahezu 6% an Wert ein und zog andere Chipaktien nach unten. Der Titel von Infineon verlor 1,8%, das Papier von STMicroelectronics 2,1%. Der Anteilschein des Chip-Anlagenbauers Aixtron ging 3,6% in den Keller.

ASML enttäuschte mit einem Einbruch der Auftragseingänge, der die Befürchtungen der Analysten deutlich übertraf. In den ersten drei Monaten dieses Jahres lagen die Bestellungen mit 3,6 Mrd. Euro um 60% unter denen des vorigen Dreimonatsabschnitts (9,2 Mrd. Euro).

Geschäftsrisiko wächst

Der drastische Nachfragedämpfer bei ASML kann dahingehend gedeutet werden, dass der ersehnte zyklische Aufschwung noch auf sich warten lässt oder, viel schlimmer, gar nicht eintritt. Die Konzernführung war zwar darum bemüht, die Anleger zu beruhigen, indem sie eine Stabilisierung der Auftragslage für die kommenden Quartale versprach und infolgedessen an ihrer Jahresprognose festhielt.

Diese Beruhigungspille verfehlt aber ihre Wirkung mit Blick auf die wachsenden geschäftlichen Risiken für die Chipindustrie. Die Branche agiert auf zunehmend holprigem Terrain angesichts des Handelskriegs zwischen den USA und China. Das trifft insbesondere ASML. Denn die Holländer verfügen faktisch über ein Monopol bei den EUV-Lithografie-Maschinen, ohne die eine Fertigung hochmoderner Halbleiter nicht möglich ist. China macht die Hälfte des Konzernumsatzes aus. Auf Druck von Washington schloss sich Amsterdam den US-Sanktionen gegen Peking an. Wenn ASML unter politischem Druck aber weniger nach China exportieren kann, schmälert das auch die Aktivitäten anderer Chipkonzerne wie etwa Infineon, deren größter Einzelmarkt ebenfalls China ist. Für die Branche wird die Entwicklung volatiler.

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