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Aurubis ist beim Salzgitter-Deal das wahre Ziel

Nicht Salzgitter selbst ist dermaßen attraktiv für Papenburg und Rethmann, sondern eine Beteiligung, die der Stahlkonzern hält. Sie allein ist schon fast die gesamte Übernahmeofferte wert.

Aurubis ist beim Salzgitter-Deal das wahre Ziel

Salzgitter

Aurubis ist das wahre Ziel

Von Christoph Ruhkamp

Es geht beim Ringen um den Stahlkonzern Salzgitter in Wahrheit um die Hamburger Kupferhütte Aurubis. Laut Finanzkreisen zielen der Hannoveraner Bauunternehmer Günter Papenburg und der nordrhein-westfälische Entsorgungsunternehmer Martin Rethmann mit ihrer 1,1 Mrd. Euro schweren Übernahmeoffensive nicht in erster Linie auf Salzgitter selbst ab. Vielmehr geht es um die 29,9-%-Beteiligung, die der Stahlkonzern an Aurubis hält. Die Hamburger Kupferhütte, die vom Skandal um millionenschwere Metalldiebstähle geschüttelt wurde, wird an der Börse mit 3,2 Mrd. Euro bewertet. Somit ist allein der Salzgitter gehörende Aurubis-Anteil fast 1 Mrd. Euro wert. Würden Papenburg und Rethmann also Salzgitter für 1,1 Mrd. Euro bekommen, bekämen sie alle Bestandteile des Salzgitter-Konzerns jenseits des Aurubis-Anteils quasi umsonst − allerdings belastet mit hohen Pensionsverbindlichkeiten.

Mit 27% ist Papenburg bereits jetzt nah an einer Hauptversammlungsmehrheit bezogen auf das beim Aktionärstreffen anwesende Kapital. Denn Salzgitter hält selbst 10% der Aktien, ist aber damit nicht stimmberechtigt. Nach einer Übernahme könnte Papenburg das Unternehmen gemeinsam mit den Rethmanns von der Börse nehmen, um es anschließend in Teile zu zerlegen. Der Streubesitz ist ohnehin sehr klein, und das Stahlgeschäft schwankt traditionell ebenso stark wie in der Folge auch der Aktienkurs.

Fuhrmann führt Papenburg-Aufsichtsrat

Der frühere Salzgitter-Chef Heinz Jörg Fuhrmann hatte sich lange ein Zusammengehen von Salzgitter und Aurubis gewünscht. Heute führt er den Aufsichtsrat der GP Günter Papenburg. Als Verbündeter stünde der Drogerieunternehmer Dirk Roßmann aus Hannover zur Verfügung, der 17% an Aurubis hält. Statt einer Fusion dürfte es jetzt wohl aber erst einmal um die Filetierung von Salzgitter gehen. Wer die Kontrolle hat, kann mit drei Jetons weiter spielen: Neben dem Aurubis-Paket und dem Stahlgeschäft versammelt Salzgitter viele seltsame Beteiligungen, darunter einen Schuhmaschinenhersteller. Manches würde wohl abverkauft, was der jetzige Vorstand behalten möchte.

Ob Übernahme und Delisting gelingen, ist fraglich. Das Land Niedersachsen ist auch an VW beteiligt und braucht Salzgitter als grünen Stahllieferanten. Zudem läuft der Bundestagswahlkampf. Ganz zu schweigen von den Beschäftigten und der IG Metall. Sie sind Gegner der Zerschlagung oder einer Fusion mit Aurubis.

Wer Salzgitter kontrolliert, kommt billig an die wertvolle Beteiligung an der Hamburger Kupferhütte Aurubis.

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