Meme Stocks

Bad Faith & Beyond

Die Kursturbulenzen um Bed, Bath & Beyond verdeutlichen, dass die Gefahr durch den „Meme Stock“-Hype noch nicht gebannt ist. Durch härtere Regulierung lässt sich das Problem aber kaum noch bekämpfen.

Bad Faith & Beyond

Die Kursturbulenzen beim US-Haushaltswarenhändler Bed, Bath & Beyond untermauern eindrücklich, dass die Gefahr durch den „Meme Stock“-Hype noch lange nicht gebannt ist. Die Aktie des kriselnden Unternehmens stürzte am Freitag um 41% ab und legte somit den schärfsten Kursrutsch ihrer Geschichte hin, zum Auftakt der neuen Woche lag sie im frühen Handel an der Wall Street um fast 10% im Minus. Hintergrund sind die Machenschaften des Milliardärs Ryan Cohen, der im März mit vermeintlich hochfliegenden strategischen Ambitionen bei Bed, Bath & Beyond eingestiegen war, sich zuletzt noch großvolumig Call-Optionen auf die Aktie des Konzerns sicherte und in der vergangenen Woche überraschend seine gesamte Position liquidierte.

Laut dem Informationsdienstleister Bloomberg hat Cohen mit seinen Deals um den Haushaltseinzelhändler binnen weniger Monate über 60 Mill. Dollar Profit gemacht. Investoren werfen dem Unternehmer deshalb Marktmanipulation vor: Er habe das „Pump and Dump“-Prinzip angewandt, den Kurs also erst durch irreführende Aussagen angetrieben und seine Aktien dann bei gutgläubigen Investoren abgeladen. Zwar ist Stand jetzt nicht belegt, dass Cohen „in bad faith“, also in unlauterer Absicht, gehandelt hat. Die Entwicklung zeigt aber grundsätzlich, dass vom Ideal, das zu Jahresbeginn 2021 ursprünglich Treiber der „Meme Stock“-Rally war, nicht mehr viel übrig ist.

Damals verbündeten sich Kleinanleger in Internetforen, um Werte mit hohem Short Interest durch konzertierte Käufe anzutreiben und Hedgefonds mit hohen Leerverkaufspositionen – in den Augen der Retail-Investoren die Vertreter einer gierigen Finanzelite – herbe Verluste beizubringen. Werte wie Gamestop, AMC oder eben Bed, Bath & Beyond gelten noch immer als Sinnbilder des „Meme Stock“-Hypes, doch kennen Großinvestoren das Spiel der Kleinanleger inzwischen und können sich deren Herdenverhalten dank ihres Informationsvorsprungs zunutze machen.

In Bezug auf Cohens Aktivitäten fordern Marktteilnehmer nun eine Untersuchung durch die Börsenaufsicht SEC. Doch „beyond“, über diesen Einzelfall hinaus, dürfte ein härteres regulatorisches Vorgehen in Bezug auf den „Meme Stock“-Hype zwecklos sein. Denn Investoren, die nach den bisherigen Turbulenzen noch Online-Aufrufen zu Investitionen in Werte wie Bed, Bath & Beyond folgen, ist wohl auch durch schärfere Transparenzauflagen und eine rigidere Gebührenstruktur für Broker und andere Finanzdienstleister nicht mehr zu helfen.

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