KommentarBörsencrash in China

Chinas Märkte haben gesprochen

Peking hat sich bei der harten Gegenreaktion auf Trump-Zölle verkalkuliert. Zunächst wird an den eigenen Finanzmärkten Panik gesät.

Chinas Märkte haben gesprochen

Börsencrash

Chinas Märkte haben gesprochen

Von Norbert Hellmann

Peking hat sich bei der harten Gegenreaktion auf Trump-Zölle verkalkuliert. Zunächst wird Panik gesät.

Die Märkte haben gesprochen.“ Mit diesem auf Reaktionen an der Wall Street gemünzten Satz hat sich Chinas Außenministerium am Freitag noch süffisant zur ersten Schadensbilanz der dramatisch verhärteten US- Strafzollpolitik äußern können. Aufgrund einer Feiertagspause haben Chinas Aktienmärkte erst am Montag sprechen können. Das allerdings in einer Art und Weise, die Pekings Führung völlig auf dem falschen Fuß erwischt.

Der Leitindex auf dem Festland erlebte mit einem Tagesverlust von 7% den schwersten Dämpfer seit dem Beginn der Pandemie. In Hongkong brach der Leitindex Hang Seng um mehr als 13% ein – einen vergleichbaren Sell-off hat man nur einmal zum Ausbruch der Asien-Krise im Herbst 1997 erlebt. Nun stellen sich eine Reihe unangenehmer Fragen. Hat sich Peking damit verkalkuliert, auf die neuen zusätzlichen US-Zölle über 34% sofort mit Gegenzöllen gleicher Höhe zu antworten?

Auf den ersten Blick ja. Man war wohl der Ansicht, dass ein rascher spektakulärer Denkzettel in erster Linie bei US-Anlegern ankommt und die Trump-Regierung in die Bredouille bringt. Die Nervenstärke der China-Investoren ist damit krass überschätzt worden. Nun bekommt es Peking wie schon in 2024 mit einer Anlegerflucht zu tun, die heftiges Konjunkturmisstrauen zum Ausdruck bringt.

Im Herbst gelang es mit einer überraschenden Zinssenkung und reichlichen Stimulierungsversprechen den Aktienmarkt blitzartig auf Kurs zu bringen. Diesmal wird es schwieriger. Eine zähe Konsumkonjunktur und Probleme am Immobilienmarkt sorgen weiter für Pessimismus. Diesbezügliche Stimulierungsmaßnahmen haben noch keinen Durchbruch bewirkt, während die Exportwirtschaft als Glanznummer der letzten Jahren nun vor ungekannten Herausforderungen steht.

Peking kann es nochmals mit Zinslockerung versuchen, aber angesichts der laufenden Deflationstendenz bleiben die Realzinseffekte wohl eher bescheiden. Dafür drohen Gefahren an der Wechselkursfront. Eine prononcierte Abschwächung des Yuan gegenüber dem Dollar könnte Kapitalfluchtprobleme anheizen und im Zweifelsfall die US-Regierung zu weiterführenden Attacken animieren. Will man das für 2025 propagierte Wachstumsziel bei 5% erreichen, müssen zusätzliche Stimulierungsraketen gezündet werden. Derzeit ist nicht ersichtlich, dass dies schnellen Eindruck auf China-Anleger macht. Sie haben jetzt erst recht Grund für Pessimismus.

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