KommentarHängepartie um Übernahme durch Unicredit

Commerzbank als Spielball der Interessen

Jede neue Spekulation schickt die Aktie der ins Visier von Unicredit geratenen Commerzbank auf Achterbahnfahrt. Das ist schlecht fürs Geschäft.

Commerzbank als Spielball der Interessen

Commerzbank

Spielball
der Interessen

Von Anna Sleegers

Die Commerzbank ist dieser Tage nicht zu beneiden. Seit die italienische Großbank Unicredit bekannt gegeben hat, dass sie sich hinterrücks an die Commerzbank angeschlichen hat, scheint das Objekt der Begierde an den Märkten zum Abschuss freigegeben zu sein. Angesichts der Hängepartie, zu der sich das Vorhaben der Italiener entwickelt hat, jagen fast täglich neue Spekulationen den Aktienkurs auf Achterbahnfahrt. Das Nachsehen haben Vorstand, Belegschaft sowie die langfristig engagierten Aktionäre der gerade erst ziemlich erfolgreich sanierten Bank.

Den geradezu harmlosen Anfang machten die Kreditgenossen in Person von DZ-Bank-Chef Cornelius Riese. Wenig überraschend findet er die Idee, dass ein zentraler Wettbewerber in einem ausländischen Finanzkonzern aufgeht, gar nicht so übel. Dann brachten sich die Hedgefonds in Stellung, um aus einem Übernahmeangebot, so es denn irgendwann kommt, Profit zu schlagen. Und nun kolportieren interessierte Kreise auch noch die Idee, dass sich die Commerzbank die bislang offenbar schwer verkäuflichen norddeutschen Institute im Besitz von Private-Equity-Investoren einverleiben könnte, um den Avancen aus Südeuropa ein Ende zu bereiten.

Wer das Gerücht in die Welt gesetzt hat, ist schwer herauszufinden. Vorwitzige Investmentbanker, die einen Testballon losschickten, in der Hoffnung auf ein lukratives Beratungsmandat? Die privaten Eigentümer der als mögliche Optionen genannten Institute, die endlich einen Exit brauchen, damit sie die Renditeerwartungen ihrer Investoren erfüllen können? Oder doch nur irgendein kurzfristig orientierter Investor, der aus welchen Erwägungen auch immer darauf angewiesen war, den Commerzbank-Kurs zu drücken?

Die Antwort wird wie üblich im Dunkeln bleiben. Der Stress, den die dadurch ausgelösten Kursturbulenzen auf die Commerzbank ausüben, ist jedoch nicht zu unterschätzen. Denn ein Kurseinbruch in dieser Größenordnung macht allen Beteiligten klar, wie verwundbar das Institut ist. Um die ungebetene Annäherung abzuwehren oder sich im Falle echter Fusionsgespräche einigermaßen auf Augenhöhe mit den Italienern zu bringen, muss es gelingen, die Börsenbewertung auf ein anderes Niveau zu heben. Die jüngst präsentierte Anhebung der mittelfristigen Ziele wird dafür indes kaum ausreichen, wenn der Markt sogar heftig auf Gerüchte reagiert, denen es schon bei oberflächlicher Betrachtung an Logik gebricht.

Die Gerüchteküche um die Commerzbank kocht über. Das bewegt den Kurs mehr als die neue Mittelfriststrategie.

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