KommentarM&A

Commerzbank hat das Tempo erhöht

Bettina Orlopps neue Ziele geben der Commerzbank und ihrem Kurs einen Schub. Zur Abwehr der Unicredit reicht es noch nicht.

Commerzbank hat das Tempo erhöht

Commerzbank

Lediglich das Tempo erhöht

Von Christoph Ruhkamp

Bettina Orlopp hatte vermutlich nicht viel mehr als 24 Stunden Zeit dafür. In aller Eile hat sie ein Paket geschnürt, das die Aktionäre der Commerzbank von der Eigenständigkeit als besserer Alternative zur ungebetenen Übernahme durch die Unicredit überzeugen soll. Die Strategie 2027 wurde nachgeschärft. Etwas mehr Gewinn, etwas mehr Ausschüttung. Das hat immerhin den Aktienkurs sofort um weitere 6% auf mehr als 16 Euro nach oben gehievt und die Marktkapitalisierung um 1 Mrd. Euro auf 19 Mrd. Euro nach oben getrieben. Im laufenden Jahr hat der Kurs mit 50% mehr als doppelt so stark zugelegt wie der europäische Bankensektor. Nebenbei: Die Bundesregierung wollte sich vor zwei Wochen, als sie schlafwandelnd den Beginn einer Bankenkonsolidierung auslöste, dafür feiern lassen, dass sie zu 13,20 Euro das Aktienpaket mit 5% Prämie auf den Kurs an die Unicredit verkaufte.

Über die vergangenen zwei Jahre hat sich der Börsenwert der Commerzbank verdoppelt. Das Problem: Der Zuwachs ist überwiegend dem Zinsanstieg zu verdanken. Die Commerzbank wie auch alle ihre Wettbewerber konnte Kundengelder zu höheren Zinsen weiter verleihen. Diese Ertragsquelle sprudelt bei absehbar sinkenden Zinsen bald nur noch schwächer. Der Aufholbedarf gegenüber großen europäischen Konkurrenten wird wieder augenfällig. Die Eigenkapitalrendite der Unicredit ist doppelt so hoch wie die der Commerzbank. Auch bei der Cost-Income-Ratio hinken die Frankfurter hinterher. Bei der Unicredit, die an der Börse 65 Mrd. Euro auf die Waage bringt, beträgt sie 36%. Bei der Commerzbank sind es üppige 59%. Die Income-Seite schrumpft bei steigenden Zinsen quasi automatisch. Also müsste die Commerzbank kräftig an der Kostenschraube drehen, um die Aktionäre zu erfreuen. Dazu aber hat Bettina Orlopp bisher noch wenig gesagt. Eigentlich ist das nicht überraschend. Schließlich hat die Commerzbank in den vergangenen Jahren unter Schmerzen schon 10.000 Stellen abgebaut.

Der Aufsichtsrat der Bank hat die UBS engagiert. Die Schweizer Investmentbanker sollen zur Abwehr der Übernahmeattacke beitragen. Mit ihrer neuen Strategie hat Orlopp bisher lediglich das Tempo erhöht. Aus dem gemütlichen Gehen der Commerzbank ist jetzt ein Dauerlauf geworden. Um die Lücke zur Konkurrenz aufzuholen und eine Bewertung zu erreichen, die die Aktionäre an einer eigenständigen Commerzbank festhalten lässt, müsste daraus ein Sprint werden. Es bleiben mutmaßlich nur einige Monate dafür.

Bettina Orlopps neue Ziele geben der Commerzbank und ihrem Kurs einen Schub. Zur Abwehr der Unicredit reicht es aber nicht.

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