Commerzbank kämpft gegen Windmühlen
Commerzbank
Kampf gegen Windmühlen
Von Sebastian Schmid
Offiziell hält Unicredit derzeit die Füße still. Im Hintergrund könnte das Institut sich die Mehrheit an der Commerzbank bereits gesichert haben.
Noch wird die offizielle Linie in Deutschland gehalten, dass die Commerzbank ihre Eigenständigkeit bewahren sollte. Aufsichtsratschef Jens Weidmann, Finanzminister Jörg Kukies oder auch Commerzbank-Vorstand Michael Kotzbauer haben in diesen Tagen jeweils in ihren eigenen Worten wiedergegeben, warum eine Übernahme der Commerzbank durch Unicredit nicht sinnvoll erscheine. Doch wie wahrscheinlich ist es, dass sich diese noch abwenden lässt?
Warten auf das grüne Licht
Während hierzulande vor der Bundestagswahl und der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump längst andere Themen in den Fokus gerückt sind, scheinen die Italiener sich darauf vorzubereiten, bei grünem Licht durch die EZB schnell zur Tat schreiten zu können. Sollte Barclays, die betont keine eigenen Interessen zu verfolgen, den Zugriff auf direkt und indirekt knapp 16% an der Commerzbank nicht wider Erwarten für den Bund aufgebaut haben, sondern der Unicredit zu Diensten sein, hätte diese schon potenziell 44% quasi gesichert. Mit den knapp 6%, über die die Citigroup gebietet, wäre also ein Paket von mehr als der Hälfte an der zweitgrößten deutschen Privatbank gepackt.
Die Rügen der vergangenen Monate haben Unicredit-CEO Andrea Orcel also scheinbar kalt gelassen. Wieso sollte er auch abwarten, bis sich in Berlin eine neue Regierungskoalition gebildet hat und womöglich einen neuerlichen Widerstand gegen die Avancen der Italiener organisieren kann. Von den übrigen Aktionären dürfte die Commerzbank auch wenig Unterstützung erwarten können. Blackrock hält knapp 7%, überwiegend direkt. Nach einer älteren Stimmrechtsmitteilung hat die Bank of America ebenfalls knapp 7%. Der zunehmend aussichtslos wirkende Abwehrkampf von Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp könnte noch vor dem geplanten Kapitalmarkttag am 13. Februar zu Ende sein.
Historisch bescheidene Erfolgsaussichten
Warum Orcel sich die feindliche Übernahme trotz der historisch eher bescheidenen Erfolgsaussichten zutraut? Womöglich spekuliert er darauf, dass die Kapitalmarktunion in Europa unter dem steigenden Deregulierungsdruck aus den USA unter Donald Trump bald unerwartete Fortschritte machen könnte. Es wäre zwar eine gewagte Wette. Allerdings ist sie aus aktueller Perspektive wohl weniger gewagt als die Wette auf eine weiterhin eigenständige Commerzbank. Deren Abwehrkampf wirkt zunehmend wie ein Kampf gegen Windmühlen, mit Bettina Orlopp als Don Quijote.