KommentarVolkswagen in der Krise

Das A und O für Volkswagen sind bessere Produkte

Bei Volkswagen werden derzeit Kostenprobleme diskutiert. Werksschließungen werden sich ohne attraktivere Autos nicht vermeiden lassen.

Das A und O für Volkswagen sind bessere Produkte

Volkswagen

Das A und O sind bessere Produkte

Von Carsten Steevens

Kostensenkungen schieben Werksschließungen auf. Nur attraktivere Autos verhindern sie.

Volkswagen steuert auf Streiks im Dezember zu. Zu weit liegen die Positionen des Unternehmens und der Arbeitnehmervertreter in der laufenden Haustarifrunde auseinander. Zu ernst ist die Lage vor allem bei der Kernmarke Volkswagen Pkw, die für Investitionen in neue Fahrzeuge und Zukunftsprojekte schon seit langem nicht genug verdient. Der Vorstand erwägt, erstmals in der Firmengeschichte Werke in Deutschland zu schließen. Mit der Aufkündigung der seit 1994 fortgeschriebenen Jobgarantie für mehr als 110.000 Beschäftigte in sechs westdeutschen VW-Werken stehen Massenentlassungen im Raum.

Dass in einigen Bereichen im Großkonzern immer noch ausreichend Gewinne eingefahren werden konnten, um Miseren an anderen Stellen zu überdecken, gilt nicht mehr. Jetzt, da in Europa 2 Millionen Fahrzeuge weniger pro Jahr verkauft werden als vor der Pandemie, da neben Tesla chinesische Autohersteller den Wettbewerb verschärfen, tritt offen zutage, dass in den vergangenen Jahren Trends verschlafen, Fehlentscheidungen getroffen und Kostenprobleme nicht frühzeitig und entschieden genug adressiert wurden.

Verantwortlich sind viele

Verantwortlich für das böse Erwachen in Wolfsburg sind Vorstand wie Arbeitnehmervertreter, verantwortlich ist im komplexen Konstrukt Volkswagen die Vielzahl divergierender Interessen. Jetzt geht es darum, einen Weg finden, der die Wettbewerbsfähigkeit der Kernmarke auf Dauer sichert. Sollte das auch ohne betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen gelingen, würde Europas größter Autobauer neben der Sicherung von Arbeitsplätzen und der Wirtschaftskraft einzelner Regionen ein Signal in der Debatte über die befürchtete zunehmende Deindustrialisierung am Standort Deutschland liefern.

Die Arbeitnehmervertreter zeigen sich mit ihrem Vorschlag für eine Reduzierung der Personalkosten um 1,5 Mrd. Euro offen für Maßnahmen in diesem Bereich. Durch einen Verzicht auf Gehalts- und Bonuszahlungen könnten Vorstand und Management nicht zuletzt ein wichtiges Zeichen in das Unternehmen hinein setzen, ebenso die Großaktionäre, die geringere Dividendenzahlungen akzeptieren sollten.

Die Auslastung entscheidet

Doch selbst wenn alle Seiten – Arbeitnehmer, Arbeitgeber und auch die Eigentümer – dazu beitragen würden, wäre eine nachhaltig auskömmliche Rendite bei Volkswagen Pkw nicht gesichert. Werksschließungen dürften nicht zu vermeiden sein, wenn VW es nicht schaffen sollte, attraktivere Produkte auf den Markt zu bringen, die für mehr Nachfrage sorgen. Eine höhere Auslastung der Fertigungskapazitäten ist unbedingte Voraussetzung dafür, die Kosten im Zaum zu halten.

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